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Neue Westfaelische (Bielefeld): Untersuchungsausschuss zur Kundus-Affäre Menschen und Rebellen

Archivmeldung vom 17.12.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.12.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nachdem das Internetportal Wikileaks geheime Bundeswehr-Dokumente zur Tanklaster-Bombardierung in Kundus veröffentlicht hat, braucht man keinen Untersuchungsausschuss mehr, um die Vorgänge vom 4. September zu rekonstruieren. Wer den Feldjägerbericht liest, der von deutschen Militärpolizisten angefertigt wurde, zweifelt nicht mehr, sondern verzweifelt.

Mit militärischer Schonungslosigkeit erzählt das 40-seitige PDF-Dokument vom Krieg in Afghanistan: vom Töten, Sterben und Vertuschen. Die Menschen, die bei dem Angriff auf zwei Tanklaster ums Leben kommen sollten, werden verdinglichend mit INS abgekürzt, für "Insurgent", zu deutsch "Rebell". Aber wie man einen Aufständischen von einem Zivilisten unterscheidet, wird nicht erklärt. Aus den Protokollen geht vielmehr hervor, dass die Deutschen in Afghanistan Bomben auf Menschen werfen, die keinem Richter vorgeführt wurden, so lange sie lebten und deren Identität ungeklärt bleibt, nachdem sie gestorben sind - weil sich die Verantwortlichen entgegen der Richtlinien der Bundeswehr nicht um die Toten und Verletzten gekümmert haben. Ist das Leben eines Afghanen weniger wert als das eines Deutschen? Diese Frage muss sich jeder stellen, der den Einsatz befürwortet. Und kein Untersuchungsausschuss wird sie beantworten.

Quelle: Neue Westfälische

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