Rheinische Post: Bildungsbaustelle Lehrermangel
Archivmeldung vom 22.05.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls NRW-Schulministerin Barbara Sommer ihren Job 2005 antrat, stellte sie ernüchtert fest, dass dem Land bis zum Jahr 2010 rund 4500 Lehrer fehlen könnten. Seitdem ist in der Bildungspolitik viel geschehen, aber leider nichts, was den absehbaren Mangel nachhaltig behoben hätte.
Da gab es die Idee vom "Sprint-Studium", von wohlmeinenden Imagekampagnen, der Anwerbung von Quereinsteigern, zuletzt der Rekrutierung ostdeutscher Referendare und tatsächlich mehr als 6000 neue Stellen. Immerhin: Rechnerisch hat sich der Unterrichtsausfall halbiert. Gleichzeitig erhöhten das "Turbo-Abitur" und die verbindliche Einführung des Englisch-Unterrichts in der Grundschule den Lehrer-Bedarf weiter. Dass in anderen Bundesländern sowohl die Lehrerbezahlung als auch Verbeamtungs-Regeln attraktiver geregelt sind als in NRW, war auch 2005 schon bekannt. Einer kleinen Grundschule auf dem Land, die seit Jahren keinen Rektor und keinen Konrektor mehr findet, hilft es nicht, wenn die Ministerin jetzt vorrechnet, dass doch statistisch eigentlich alles im Lot ist, weil das Lehrerzimmer des benachbarten Gymnasiums schließlich überbesetzt sei. An der Wirklichkeit wird sich mit statistischen Tricks gar nichts ändern, solange jeder Gymnasiallehrer zum Einstieg das gleiche Gehalt bekommt wie ein Grundschul-Rektor nach zwölf Dienstjahren.
Quelle: Rheinische Post (von Ulli Tückmantel)