WAZ: Klimakatastrophe: Die technologische Revolution kann retten
Archivmeldung vom 05.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBeim Thema Klimawandel wird jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf gejagt. Am Wochenende überschlugen sich Politiker mit mehr oder weniger gelungenen Ratschlägen, wie der Umweltkatastrophe zu begegnen sei.
Nach Glühbirnenverzicht, Heizung runterdrehen,
TV-Standby ausknipsen, weniger Auto fahren, sollen Bürger jetzt auf
Flugreisen verzichten und mehr Urlaub daheim machen.
Sechs-Seen-Platte, Baldeneysee und Grillen am Kanal statt Kurzurlaub
auf Mallorca, Shoppen in New York und Garnelen auf den Seychellen.
Es ist ja richtig, dass jeder sein Scherflein zur Gesundung
unserer kranken Erde beitragen kann und auch muss. Aber der große
Wurf ist die Aufforderung zur individuellen Einschränkung nicht. So
hat EU-Kommissar Verheugen recht, wenn er vor hysterischem
Aktionismus beim Umweltschutz warnt. Vielmehr müssten dringend alle
Industriezweige mit ins Boot geholt werden, um der Klimakatastrophe
zu begegnen.
Das ist der richtige Ansatz. In der Tat brauchen wir statt
Moralpredigten vom Verzicht eine von Politik, Wirtschaft und
Wissenschaft vorangepeitschte Technologie-Revolution. Wenn Mutter
Erde bereits ächzend am Stock geht, dann ist es höchste Zeit, in
einer konzertierten Aktion intelligente Lösungen zu finden.
In Deutschland muss jede Kommune, jedes Bundesland und die ganze
Nation ihre Hausaufgaben machen. Das Ruhrgebiet mit seinen über fünf
Millionen Einwohnern braucht beispielsweise endlich ein vernünftiges
öffentliches Nahverkehrssystem. Der moderne deutsche Transrapid fährt
in China, hier sitzen wir beim Weg zur Arbeit in verdreckten, immer
verspäteten Nahverkehrszügen. Das ist nicht intelligent.
Das nationale Aufbäumen gegen die Klimakatastrophe muss seine
Fortführung in einem kompromisslosen Handeln der EU finden. Kanzlerin
Merkel hat angekündigt, dass sie den Klimaschutz während ihrer
EU-Präsidentschaft zum Top-Thema machen werde. Bleibt zu hoffen, dass
sie in der EU forscher vorgeht als in der weichgespülten Berliner
Minimal-Konsens-Koalition.
Damit wäre die Rettung der Erde noch nicht geschafft. Vor allem
die Schwellenländer, von denen China und Indien die größten
Ressourcenschlucker und Umweltverpester sind, müssen mit ins Boot
geholt werden. Das wird schwer. Denn gerade erst schicken sich die
Hungerländer von gestern an, die industrielle Revolution einzuläuten.
Es ist überlebenswichtig, das mit schlauer, umweltverträglicher
Technologie zu tun.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung