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Börsen-Zeitung: Hausaufgaben zu erledigen

Archivmeldung vom 21.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Angesichts der reibungslosen Bondmarkt-Auftritte einiger finanziell schwächerer EU-Staaten lässt sich dieser Tage fast der Eindruck gewinnen, dass die Staatsschuldenkrise ad acta gelegt sein könnte. Irland wird von Moody's heruntergestuft, was für die Märkte keine Überraschung war, und verkauft nur einen Tag nach dem Down-grade sechs und zehn Jahre laufende Bonds für insgesamt 1,5 Mrd. Euro.

Mit diesem Volumen landeten sie sogar am oberen Ende der in Aussicht gestellten Volumenspanne von 1 bis 1,5 Mrd. Euro. Die Rendite bei den sechsjährigen Papieren ging im Vergleich zur Auktion vor rund einem Monat sogar noch leicht zurück. Bei den Zehnjahresanleihen gab es zwar noch einen deutlichen Renditeaufschlag im Vergleich zur vorherigen Auktion. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass irische zehnjährige Papiere zuletzt Ende April verkauft wurden, also kurz vor dem Rettungswochenende.

Aber nicht nur Irland, sondern auch Griechenland, Spanien, Portugal und Italien hatten bei ihren jüngsten Anleiheauktionen keine Platzierungsschwierigkeiten. Griechen und Spanier stellten ihren Marktzugang gestern noch mal unter Beweis. Beide Staaten besorgten sich Mittel am Geldmarkt. Es gab keinerlei Hiobsbotschaften.

Doch über die fundamentale Situation und die Anstrengungen, die die Länder auf lange Sicht unternehmen müssen, um die Staatsfinanzen wieder flottzumachen, darf das alles nicht hinwegtäuschen. Hier läuft immer noch nicht alles glatt, wie die jüngste Entwicklung in Ungarn zeigt. Der Internationale Währungsfonds will weitere Einsparungen von den Ungarn sehen, damit sie ihr Haushaltsdefizit in den Griff bekommen. Die Ungarn wollen aber lieber eine Bankensteuer. Die Verhandlungen wurden zunächst abgebrochen. An den Märkten haben sich die Spreads daraufhin enorm ausgeweitet.

Dass die Märkte noch lange nicht von einer Besserung der fundamentalen Situation diverser Staaten überzeugt sind, zeigt sich auch an den Credit-Indizes der westeuropäischen Staaten und der europäischen Investment-Grade-Unternehmen. Die Kreditwürdigkeit der Unternehmen - gemessen am Credit-Index iTraxx Europe - wird immer noch besser beurteilt als die Bonität der Staaten - gemessen am iTraxx Sovereign Index Western Europe. Die Index-Spreads der Staaten liegen über denen der Unternehmen. In fundamentaler Hinsicht haben die Staaten im Urteil der Märkte also noch einiges an Hausaufgaben zu erledigen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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