WAZ: Der adrette Herr Kaiser
Archivmeldung vom 20.05.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMenschenskinder, Herr Kaiser. Wie konnten wir uns in Ihnen, dem adretten Biedermann der deutschen Versicherungswirtschaft schlechthin nur so täuschen? Sexparty in Budapest auf Kosten des Hauses Hamburg-Mannheimer - da ist das Geld der Kunden ja wirklich perfekt angelegt. Denn die sind es, Sie erinnern sich, Herr Kaiser, die mit ihren Beiträgen die Provisionen finanzieren.
Millionen hat die Münchener Rückversicherung gerade in eine Imagekampagne für die Ergo-Gruppe gepumpt, um Herrn Kaiser oder die gute alte "Victoria" zu Grabe zu tragen. Und nun sowas. Kein günstiger Zeitpunkt für alte Schmuddelgeschichten, die mit Namen verbunden sind, von denen man sich eigentlich verabschieden will. Wer nichts wird, wird Wirt - ist auch dieses nicht gelungen, machen wir in Versicherungen: Der Ruf der Vertreter-Branche insgesamt war freilich nie besonders gut, und speziell die HMI-Truppe hat sich ihr Cowboy-Image in den letzten drei Jahrzehnten mit breitschultrigen Auftritten verdient. Dass sie die Herrentour auch noch ausführlich im hauseigenen Magazin feiert, passt in dieses Bild. Für die Ergo dürfte sich dieses peinliche Kapitel kaum zu einem Drama ausweiten. Man wird jetzt allerdings sicherlich genauer hinsehen, wie erfolgreiche Verkäufer zum Jahresabschluss belohnt werden.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung