Neues Deutschland: Energieabkommen zwischen Deutschland und Brasilien
Archivmeldung vom 15.05.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas zeitliche Zusammentreffen des Brasilien-Besuchs der Bundeskanzlerin und des Rücktritts der dortigen Umweltministerin ist sicher Zufall. Doch das eine hat mit dem anderen eine ganze Menge zu tun.
Denn im Mittelpunkt von Angela Merkels Besuch bei Präsident Luiz Inácio Lula da Silva steht ein durchaus fragwürdiges Energieabkommen zwischen Deutschland und Brasilien, dessen Verwirklichung nach Ansicht von Kritikern weitere Abholzungen im größten Regenwaldgebiet der Erde und die Vertreibung vieler Kleinbauern von ihren Äckern zu Folge haben wird. Dabei hat die forcierte Agrosprit-Produktion für den Export in die USA und nach Europa nicht nur schlimme Folgen für die Umwelt im Amazonasgebiet, auch die Klima-bilanz ist eher schlecht, wie mehrere wissenschaftliche Studien der letzten Monate belegen.
Deshalb ist es nur zu verständlich, dass die frühere Umweltaktivistin Marina Silva nicht mehr das ökologische Feigenblatt einer unsozialen und umweltzerstörenden Entwicklungspolitik ihres Präsidenten spielen will. Weniger verständlich ist, dass ausgerechnet ein deutscher Umweltminister eine wesentliche Komponente dieses fragwürdigen Abkommens ausgehandelt hat und die Kanzlerin - selbst eine Ex-Umweltministerin - auch noch das ebenso zweifelhafte Atomabkommen verlängert. Dem in der nächsten Woche im heimischen Bonn zu verhandelnden globalen Schutz der Biodiversität erweist Merkel jedenfalls einen Bärendienst.
Quelle: Neues Deutschland