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Westdeutsche Zeitung: zum Thema Bezahlen per Smartphone

Archivmeldung vom 31.07.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.07.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Das Handy ans Kassenterminal halten - schon ist der Kaufvorgang abgeschlossen. Praktisch, oder? Und dabei ist das Bezahlen per Smartphone nichts grundsätzlich Anderes als der Bezahlvorgang, wie wir ihn kennen, wenn wir eine Rechnung mit der EC- oder Kreditkarte begleichen. Hier wie dort erfolgt die Abrechnung übers Giro- oder Kreditkartenkonto. Und doch werde ich da nicht mitmachen. Mag sein, dass sie weit hergeholt sind, die Argumente von Technikfeinden, die warnen, dass eine Abbuchung aus Versehen beim Vorbeilaufen an einem Zahlterminal möglich sei.

Oder eine Doppelbuchung. Oder dass andere auf dem Handy installierte Apps (die berüchtigten "Taschenlampen-Apps") Daten der Bezahlvorgänge absaugen. Selbst wenn wir den Anbietern vertrauen, dass das nicht möglich sei, bleiben doch noch genug Argumente für eine Skepsis gegenüber solchen Verfahren. Allen voran dies: Sind wir nicht bisher auch so ganz gut durchs Leben gekommen, wenn wir per Schein oder Münze bezahlten? Es steckt mehr dahinter als bloße Technikverweigerung, wenn 88 Prozent der Befragten in einer Bundesbank-Studie sagen, dass sie weiter mit Bargeld bezahlen möchten. Es ist die Skepsis, dass Freiheit und Datenschutz verloren gehen, wenn die bargeldlose Gesellschaft näher rückt. Schrittweise werden die Menschen daran gewöhnt, dass das bargeldlose Bezahlen doch so schön einfach sei. Dabei wird verschwiegen, was am Ende stehen wird: jeder Zahlungsvorgang wird transparent. Es wird dokumentiert, was ich mir wo und wann gekauft habe. Da mag man mir noch so oft versprechen, dass die Daten geschützt werden und nicht in die Hände Dritter geraten. Das kann ich glauben. Oder eben nicht.

Natürlich muss auch jemand die Kosten des Bezahlens per Smartphone tragen. Selbstverständlich wird es am Ende der Verbraucher sein - die Händler werden die Kosten der Technik auf sie umlegen. Und die Sparkassen dürfen übrigens jetzt schon eine Gebühr für den neuen Service nehmen. Wer einem bislang nur mit der Tauschwirtschaft vertrauten Menschen die Vorteile des Geldes nahebringen sollte, geriete schnell in Erklärungsnot. Mit dem Argument der Geldvermehrung durch Zinsen lässt sich schon lange nicht mehr ins Feld ziehen. Und dann müsste man auch noch erklären, dass an Geldautomaten zuweilen dafür bezahlt werden muss, dass man an sein eigenes Geld kommt. Und dass der Bezahlvorgang selbst so komplex konstruiert ist, dass fürs Bezahlen bezahlt werden muss.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (ots) von Peter Kurz

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