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Börsen-Zeitung: Rückkehr zur Normalität

Archivmeldung vom 30.01.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.01.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Der griechischen Regierung ist am Dienstag mit dem ersten Bondmarktauftritt seit dem Abschluss des letzten Hilfsprogramms durchaus ein Erfolg gelungen. Unter Einschaltung von platzierungsstarken Banken hat das griechische Finanzministerium eine akzeptable Nachfrage nach den angebotenen fünfjährigen Staatsanleihen generiert.

Man kann aber nicht davon sprechen, dass die Investoren für die Titel Schlange gestanden hätten. Insofern ist es Griechenland noch nicht gelungen, sich einen wirklich nachhaltigen Kapitalmarktzugang zu schaffen - das muss Athen in Zukunft noch leisten. Dabei ist das Finanzministerium in Athen mit großer Geschicklichkeit vorgegangen, der Zeitpunkt für die Rückkehr Griechenlands an den Kapitalmarkt war gut gewählt: Wie die jüngsten Emissionen von Spanien mit einem Orderbuch von mehr als 46 Mrd. Euro und Italien mit 35 Mrd. Euro zeigen, reißen sich derzeit die Anleger um die Staatsanleihen südeuropäischer Staaten.

Zudem wurde eine Woche gewählt, in der umfangreiche Rückzahlungen anstehen - investierbare Mittel sind am Markt also mehr als ausreichend vorhanden. Und schließlich konnte die griechische Regierung auch darauf hinweisen, dass sie auf den Emissionserlös eigentlich gar nicht angewiesen ist, verfügt sie doch über Barreserven von 26 Mrd. Euro - denn wie jeder Bankkunde weiß, ist es wesentlich leichter, sich Geld zu leihen, wenn man eigentlich gar keines benötigt. Insofern war es das eigentliche Ziel dieser Emission, zu unterstreichen, dass Griechenland nach dem Abschluss der Hilfsprogramme in jeder Hinsicht wieder ein ganz normaler Eurozonen-Staat geworden ist.

Allerdings ist die Staatsverschuldung des Landes mit 182 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nach wie vor ungesund hoch, auch wenn sich, wie Union Investment errechnet hat, der Zinsdienst mit 3,5 % des BIP im normalen europäischen Rahmen bewegt. Und im Zeitalter der gelben Westen und des Aufstiegs populistischer Protestbewegungen sollte auch nicht übersehen werden, dass die Regierung in Athen entgegen ihren ursprünglichen Wahlversprechungen der Bevölkerung mit einer harten Austeritätspolitik sehr hohe Opfer abverlangen musste und noch viele Jahre abverlangen wird. Wie Italien zeigt, reicht schon ein aus Sicht Brüssels und der Märkte unerwünschtes Wahlergebnis aus, um Erinnerungen an die Schuldenkrise wach werden zu lassen. Die augenscheinliche Normalität könnte sich dann schnell als Illusion erweisen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Dieter Kuckelkorn

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