Vergesellschaftet Facebook: Zu den Enthüllungen konzerninterner Untersuchungsergebnisse durch eine Whistleblowerin
Archivmeldung vom 05.10.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Markt regelt es nicht, zumindest verhindert er nicht, dass soziale Netzwerke Hass fördern. Deswegen sollte Facebook in Gemeineigentum überführt werden. Die Enthüllungen der Whistleblowerin Frances Haugen bestätigen, was wir schon wussten: Facebook begünstigt die Verbreitung von Hass - aus Profitgründen. Das ist nun noch einmal empirisch fundierter belegt, weil Haugen interne Facebook-Forschung offenlegte. Demnach ruft Hass stärkere emotionale Reaktionen hervor - Facebook ist dies vollauf bewusst; der Konzern lässt es dennoch zu, ja fördert es sogar, eben weil es den eigenen Profit vergrößert.
Auch wenn wir inhaltlich wenig Neues erfahren, bewirken die Enthüllungen eine neue politische Dynamik gegen Facebook im US-Kongress. Viele Republikaner-Abgeordnete sind wütend auf den Digitalkonzern, weil sie seine Mitarbeiter und Eigentümer als liberale Demokraten sehen (was soziodemografisch stimmt) und weil sie glauben, Facebook benachteilige Konservative (empirisch ist eher das Gegenteil der Fall). Linke Demokraten hingegen wollen die Marktmacht von Facebook einhegen. Das Ergebnis wird vermutlich eine etwas strengere Regulierung von Facebook durch neue Gesetzgebung in den nächsten Monaten oder vielleicht auch erst Jahren sein.
Besser wäre jedoch die Vergesellschaftung - das sollte die Forderung der Linken sein. Offensichtlich gibt es ein weit verbreitetes Bedürfnis, Bilder online zu stellen, etwa auf Instagram, oder in Facebook-Gruppen zu diskutieren. Facebook und Instagram sind Grundinfrastruktur der digitalen Weltöffentlichkeit. Zentrale Bereiche der Daseinsvorsorge und Infrastruktur aber sollten nicht in privater Hand sein. Ein öffentlich kontrolliertes und geführtes Facebook müsste keinen oder nur wenig Profit erwirtschaften und könnte darauf verzichten, Hass zu fördern.
Quelle: nd.DerTag / nd.DieWoche (ots)