Börsen-Zeitung: Rezessions-Menetekel
Archivmeldung vom 21.09.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZunächst war es nur eine Krise im amerikanischen Hypothekensektor, dann weitete sie sich zur Bankenkrise aus, und zuletzt hatte sich auch die Konjunktur angesteckt. Die Welt stürzte in eine tiefe Rezession. Alle Brandmauern zwischen den Sektoren waren niedergerissen, weil über die Transmissionskanäle der Finanzmärkte - Börsen und Banken - immer mehr Akteure in Mitleidenschaft gezogen wurden. Das war in den Jahren 2008/2009.
Auch wenn Analysten die gegenwärtige konjunkturelle Situation noch als "Konjunkturschwäche" abtun, die Prognoserevisionen sich in Grenzen halten und Institutionen wie die Deutsche Bundesbank auf Optimismus machen: Die aktuelle Konjunkturlage ähnelt der Entwicklung vor drei Jahren durchaus - und das macht die Situation so brandgefährlich. Zunächst ging es auch hier um ein begrenztes Problem: die Schuldenkrise Griechenlands. Ein Rettungspaket wurde geschnürt. Dann reagierten die Märkte zudem auf die fiskalischen Schieflagen von Irland, Portugal und Spanien. Der Euro-Rettungsfonds für den gesamten Währungsraum wurde auf Kiel gelegt. Ratingagenturen begannen im Wechselspiel mit der Bonitätsherabstufung der angezählten Staaten, was die Lage noch verschlimmerte. Ökonomen, Politiker, Investoren reden von Staatspleiten, von Gläubigerbeteiligung, vom Auseinanderbrechen der Eurozone, vom Ausscheren Deutschlands aus der Euro-Solidarität. Die Schuldenkrise nimmt immer neue Dimensionen an. Kein Szenario wird mehr ausgeschlossen.
Zuletzt konnte sich Deutschland noch davon abschirmen. Die Konjunktur lief glänzend. Doch nun hat sich die Lage gedreht. Die Investoren weltweit haben angesichts neuer Eskalationsstufen - auch Italien und Frankreich gerieten in den Krisensog - dem Währungsraum ihr Vertrauen entzogen. Die Börsenkurse sind eingekracht. Das hat Rückwirkungen auf die Konjunktur: Verunsicherung macht sich breit, Investoren und Konsumenten halten sich zurück. Der IWF spricht von einer "gefährlichen Phase" für die Weltwirtschaft.
Der ZEW-Indikator der Konjunkturerwartungen ist jetzt auf den tiefsten Stand seit Dezember 2008 gefallen! Auch alle anderen Stimmungsindikatoren sind auf dem Weg nach unten. Schafft es die Politik nicht bald, die Menschen von ihrem Krisenbewältigungskonzept zu überzeugen, steht die nächste Rezession bereits vor der Tür. Und die wird angesichts überschuldeter Staaten härter und dramatischer ausfallen als davor. Keiner schert sich dann noch um den Zusammenhalt des Euroraums.
Quelle: Börsen-Zeitung (ots)