WAZ: CDU, was ist das?
Archivmeldung vom 22.03.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFreund wie Feind konnten sich bei den Konservativen ca. 50 Jahre darauf verlassen: Westbindung, Geldstabilität, Sicherheit, Kontinuität. Diese Identität ist fast weg. Bei Libyen muss Westerwelle sich auf die Unterstützung Polens berufen.
Nichts gegen Warschau (Moskau, Peking); aber die außenpolitische Bündnis-Tradition heißt Paris, London, Washington. Die Geldwertstabilität als konservativer Leuchtturm ist im Euro-Nebel abhanden gekommen. Die Wehrpflicht, Symbiose aus Zivilgesellschaft und Verteidigungsbereitschaft, soll weg, die Bewältigung der Folgen bleibt einstweilen ungelöst. Die abrupte Abkehr von der Kernkraft muss auch andere Risiko-Technologie-Betreiber nervös machen: Ergreift die Union noch verlässlich Partei für Chemie-, für Kohlekraftwerke, usw.? Völlig konservativ-untypisch ist dabei die Hast, mit der Politikwechsel von der CDU-Chefin veranstaltet werden. Aus drei Gründen geht es Merkel nicht an den Kragen: Eine Alternative ist nicht in Sicht, das Konservative hat sie mit den Jahren ohnehin abgeschliffen und eine angestrengte Programmpartei, wie die SPD, war die CDU noch nie. Was aber dann?
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung