Neue OZ: Kommentar zu den Oscars
Archivmeldung vom 24.02.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKate Winslet lacht. Einst hat sie sich in einer TV-Satire über die Berechenbarkeit der Oscars lustig gemacht. Wer einen wolle, müsse in Behinderten- oder in Holocaust-Dramen spielen. Nun hat sie ihn - als KZ-Wächterin. Hut ab vor dem im Voraus verspotteten Triumph.
Auch die Trophäen für den deutschen Shoah-Kurzfilm, für Sean Penns Schwulenrolle und den toten Heath Ledger passen in eine Vergabe-Praxis, bei der stoffliche oder außerfilmische Aspekte den Ausschlag geben. Der Film eines Briten aber, in dem Inder Hindi sprechen, war bislang aussichtslos bei der US-zentrierten Verleihung. Mit dem Preisregen für "Slumdog Millionär " erkennt Hollywood an: Kino lebt vom internationalen Geld. Die Academy öffnet sich der Welt und kürt mal einen Film, der in den USA mit nur zehn Kopien anlief.
Hollywood zahlt so in Glanz zurück, was es zuvor an Produktionsmitteln kassiert hat. Das gilt genauso für Winslets "Vorleser", der auch mit deutschem Geld gedreht wurde. Zum Beispiel in Görlitz. Schon lobt Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich Winslet und Görlitz als "Oscar-Erfolgsduo". So wird durch das Fördergeld Provinzmarketing refinanziert. Albern, aber unvermeidlich.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung