Neues Deutschland: zum Aufruf von 60 Sozialdemokraten
Archivmeldung vom 03.09.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenn Franz Müntefering heute in Bayern zum Wahlkampf auf die politische Bühne zurückkehrt, findet er seine SPD in ähnlichem Zustand vor, wie im Herbst 2007, als er sich zurückzog.
Der Streit um die Agenda-Politik hat mit dem Aufruf von 60 Sozialdemokraten einen neuen Höhepunkt erreicht. Der Vorwurf der Parteirechten an SPD-Chef Kurt Beck, er führe mit der Tolerierung solcherlei linken Ungemachs die Partei geradewegs in die Opposition, könnte Müntefering Wasser auf die Mühlen geben. Schließlich war er auf dem Hamburger Parteitag als Wortführer aller Bewahrer Schröderscher Politik dem plötzlich die soziale Karte spielenden Parteichef unterlegen. Aber mit der Beschwörung, alles in den letzten zehn Jahren richtig gemacht zu haben, ist für die SPD nicht nur in Bayern kaum mehr Land zu gewinnen. In der Gunst der Berliner rangiert sie inzwischen mit sage und schreibe 19 Prozent hinter der LINKEN. 60 SPD-Promis haben erkannt, dass eine Kurs-Entscheidung nicht mehr hinausgeschoben werden darf. Scheren sich einfach nicht um die in ihrer Partei so geschätzte Parteiräson vor einer Wahl. Versuchen wenigstens einen Bruchteil der uralten sozialdemokratischen Werte hochzuhalten, um nicht noch weiter gegen die linke Konkurrenz abzustinken. Und retten damit vielleicht sogar die Ehre der bayerischen Genossen, nicht noch unter die 2003-er 19,6 Prozent zu sinken. Die aber wollen lieber mit dem Erfinder der Rente mit 67 punkten. Viel Spaß!
Quelle: Neues Deutschland