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Börsen-Zeitung: Woche der Entscheidung

Archivmeldung vom 24.10.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die abgelaufene Börsenwoche hätte noch deutlich schlimmer ausfallen können. Der Dax hat sich trotz der schwachen Performance vom Donnerstag im Wochenvergleich fast noch in die schwarzen Zahlen retten können. Bezogen auf den Stand vom Freitag vor einer Woche weist er ein minimales Minus von 0,1% auf. Angefühlt haben sich die fünf Handelstage aber ganz anders.

Es ist deutlich spürbar, dass Unsicherheit und Zweifel bei vielen Marktteilnehmern vorherrschen sowie die Sorge, dass nun die befürchtete Korrekturphase beginnt. So mancher Anleger fragt sich nämlich, ob es mit rechten Dingen zugeht, wenn der Dax, der Anfang März noch bei 3666 Punkten die Tiefen auslotete, jetzt schon fast zum Sprung über die Marke von 6000 Zählern ansetzt und wenn ein Anstieg des deutschen Leitindex von mehr als 20% seit Jahresanfang vergessen macht, dass die Krise so gerade eben überstanden ist.

Höhenflug gestoppt

Insofern verwundert es nicht, dass die Quartalssaison in den USA, die bislang besser ausfällt als erwartet, den europäischen Aktienmarkt nicht zu einem weiteren Höhenflug animieren konnte. Seit dem Beginn der Saison haben jenseits des Atlantiks bereits 151 Unternehmen aus dem Benchmark-Index Standard & Poor's 500 (S&P500) Einblick in die Bücher gewährt. Nicht weniger als 127 Firmen - das sind satte 84% - haben beim Nettogewinn die Analystenerwartungen übertroffen, wie die Landesbank Baden-Württemberg errechnet hat. Auch beim Umsatz gelang dies einer deutlichen Mehrheit von 100 Unternehmen bzw. knapp 67%.

Zwar lässt sich gegen eine allzu pessimistische Sichtweise einwenden, dass gerade die zuletzt genannte Zahl von großer Bedeutung ist. Sie macht nämlich deutlich, dass es im dritten Quartal nicht mehr nur Sparmaßnahmen und Restrukturierungen waren, die das Ergebniswachstum getragen haben, sondern eben auch oftmals eine echte Nachfragebelebung.

Auf der anderen Seite dürfte mehr als positive, allerdings rückwärts gewandte Quartalsberichte erforderlich sein, um für weitere Kursgewinne auf breiter Front und beim Dax für einen Sprung über die Marke von 6000 Punkten zu sorgen. Hinzukommen müssen optimistische Ausblicke der Konzerne auf die nächsten Monate und freundliche Perspektiven hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung in den Schlüsselregionen USA, Europa und China. Zwar konnte das Reich der Mitte kürzlich mit einem ausgewiesenen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 8,9% im dritten Quartal glänzen. In der beendeten Woche sind aber die Makrodaten aus den USA vor allem die Zahlen vom Immobilienmarkt - eher enttäuschend ausgefallen. Das hat den Ausschlag gegeben, dass die Aktienmärkte kaum vorangekommen sind. An der Wall Street trat der S&P500 in den fünf Handelstagen sogar komplett auf der Stelle.

Somit wird es in der neuen Börsenwoche äußerst spannend. Die US-Quartalssaison strebt mit 149 Unternehmensberichten aus dem S&P-500-Universum ihrem Höhepunkt zu, und aus den deutschen Indizes Dax, MDax und TecDax treten immerhin schon 21 Gesellschaften an die Öffentlichkeit. Gleichzeitig stehen wichtige volkswirtschaftliche Daten an, allen voran die ersten Zahlen zum US-BIP im dritten Quartal, die am Donnerstag bekannt gegeben werden.

Hohe Überschussliquidität

Nicht übersehen werden sollte in der aktuellen Gemengelage, dass es nach wie vor die überbordende Ausstattung der Finanzmärkte ist, die die Kurse auf hohem Niveau hält. Die Analysten der Credit Suisse (CS) qualifizieren das gegenwärtige Ausmaß an Überschussliquidität als extrem. Auf globaler Ebene übertrifft derzeit das Geldmengenwachstum den Anstieg der Industrieproduktion nach CS-Berechnungen um 28%. Dies sei der höchste jemals festgestellte Wert. Wie die ja bereits vor der Krise großzügige Liquiditätsausstattung der Märkte und die dann erfolgten Ereignisse eindrucksvoll demonstriert haben, sind derartige Situationen auf den Märkten auf längere Sicht instabil. Damit die Rally weitergeht, müssen in der kommenden Woche sowohl die Quartalsberichte als auch die Ausblicke und die Makrodaten positiv überraschen. Kommt es dazu nicht, dürfte die Korrektur einsetzen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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