Neue OZ: Ruhmloser Vorreiter
Archivmeldung vom 15.07.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHerren des Universums, Kasino-Zocker, Selbstdarsteller und Schönredner: Von dieser Art Bankmanager hat es vor dem Platzen der US-Immobilienblase allzu viele gegeben. Und leider kaum eine Instanz, die ihnen Einhalt geboten hat. Das soll sich jetzt ändern, doch bislang hat sich in Sachen Finanzkontrolle vor allem wegen der Blockade angelsächsischer Länder international nichts verbessert.
Da passt es ins Bild, dass in den USA, wo in der Finanzkrise die Banken reihenweise pleitegingen, bislang kein prominenter Verantwortlicher verurteilt wurde. Stefan Ortseifen, gestern auf Bewährung aus dem Gericht entlassener Ex-Chef der deutschen Mittelstandsbank IKB, nimmt daher auch international eine Vorreiterrolle ein, wenn auch keine rühmliche.
Das verdient Beachtung, zumal sich nach der strafrechtlichen Verurteilung zivilrechtliche Ansprüche - etwa von irregeführten Aktionären - gegen den einstigen Vorstandschef leichter durchsetzen lassen könnten. Dem Steuerzahler, der für das Missmanagement bei der IKB geradestehen muss, stehen solche Möglichkeiten nicht offen. Bei ihm überwiegt das Gefühl, dass Ortseifen angesichts des Milliardenschadens viel zu glimpflich davongekommen ist. Vielleicht stimmt das sogar. Das sollten der Verurteilte und seine Anwälte bedenken, wenn sie nun wie angekündigt in die Revision gehen wollen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung