Allg. Zeitung Mainz: zum Armutsbericht
Archivmeldung vom 17.09.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIst hierzulande die heile Welt wieder hergestellt? Glaubt man dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), hat es diesen Anschein.
Kaum ist der Aufschwung da und kaum werden wieder Stellen in der Wirtschaft geschaffen, sinkt das Armutsrisiko und schließt sich die Schere bei den Einkommen. Mindestlöhne oder gar ein Zurückdrehen der Hartz-Reformen machen bei dieser Erfolgsmeldung natürlich keinen Sinn. Die Zahlen lassen sich freilich auch anders interpretieren. Die Kluft zwischen großen und kleinen Einkommen bleibt groß. Die Zahl der Geringverdiener stagniert auf hohem Niveau. Immer noch ist jeder siebte Haushalt von Armut bedroht, obwohl es mit der Wirtschaft nun schon mehrere Jahre aufwärts gegangen ist. Am Problem hat sich also nur in Nuancen etwas geändert. Wenn mehr Gleichheit gewünscht wird, und eine große Mehrheit der Bevölkerung tut dies, muss mehr dafür getan werden. Vor allem aber muss die Debatte um Armut redlich geführt werden. Mit mehr Bildung und Wachstum kann das Risiko des sozialen Abstiegs zwar verringert werden. Aber nicht alle Menschen können von einer Bildungsoffensive erfasst werden. Ihnen bleiben auch künftig nur die schlecht bezahlten Jobs und damit ein Leben am Rand der Armut, weil es vergleichsweise gut bezahlte Jobs für Geringqualifizierte in Deutschland nicht mehr geben wird. Von einer heilen Welt ohne große Einkommensunterschiede ist Deutschland so weit entfernt wie der DAX von seinen Höchstständen.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz