WAZ: Hurra, wir frieren noch!
Archivmeldung vom 02.12.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenn unsere Temperaturen mit ihren sibirischen Verwandten konkurrieren, weht wieder ein Hauch von wilder Natur durch unser sonst so wohltemperiertes Leben. Und in den Ärger über morgendliches Eiskratzen, ausgefallene Züge und winterharte Autoschlangen auf offener Schneedecke mischt sich ein wenig Erleichterung: Der Klimawandel, den wir täglich spüren, ist offenbar ein anderer als der, vor dem Wissenschaftler immer warnen.
Eisblumen stehen ohnehin auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Da ist es umso schöner, dass wenigstens Frost, Schnee und Raureif für eine komplette Neubemusterung von Pflanzen und Landschaften sorgen. Solange das kein Dauerzustand wird, lässt sich auch darüber mit Behagen staunen - zumindest, wenn man von innen draufguckt. Die Kälte bietet den wirklich harten Jungs die Chance, sich zu beweisen - und sie gibt uns allen leider auch die Gelegenheit, ein Herz zu zeigen für alle, die frieren müssen. Die schönste Eigenschaft der Kälte aber bleibt, dass sie menschliche Wärme stiftet, Doktor Schiwago und seine schöne Lara sind vielleicht der romantischste Fall von gemeinsamem Nahkampf gegen das Frieren. Es ist die Kälte, die unser Gespür für Wärme schärft. Denn das Zittern, Bibbern, Zähneklappern wird ein Ende haben. Spätestens im nächsten Frühling.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung