Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Kopfnoten
Archivmeldung vom 11.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBildung und Erziehung ständig zu verbessern, sollte Anliegen all derer sein, die als Eltern, Lehrer und Erzieher mit Kindern zu tun haben. Durch die Einführung von Kopfnoten für das Arbeits- und Sozialverhalten von Schülern wird nun auf dem Zeugnis sichtbar, ob das Kind oder der Jugendliche ein Querulant ist oder gewissenhaft Absprachen einhält.
Eigentlich eine sinnvolle Sache, die so manchem Personalchef auch die Auswahl möglicher Mitarbeiter erleichtern könnte. Oder den Eltern (und Lehrern) aufzeigt, wo ihre Erziehung vielleicht gefruchtet hat und wo sie weniger erfolgreich war. Aber: Kopfnoten bergen die Gefahr, ängstliche und überaus angepasste Individuen heranzuziehen. Jeder Erwachsene wird sich an seine eigene Schulzeit erinnern. An Lehrer, die man mochte und an solche, deren Unterrichtsstunden man am liebsten gemieden hätte und in denen man sich nicht gerade vorbildlich verhalten hat. Und hier liegt das Problem der Kopfnoten. Die Angst vor schlechten Bewertungen wird vielleicht den einen oder anderen Querschläger zur Räson bringen. Die Masse der Schüler wird - verständlicherweise - aus Angst den Kopf einziehen, um sauber aus der Sache herauszukommen und um mit einem lupenreinen Bewertungsprofil im Zeugnis beim Arbeitgeber vorstellig zu werden. Ob ein einheitlicher »Schülerbrei« aus angepassten Lernenden der Sinn moderner Erziehung ist, bleibt fraglich.
Quelle: Westfalen-Blatt