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Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema: Wirtschaftsminister

Archivmeldung vom 14.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Aalglatt, streng nach hinten gegelte Haare, steife Haltung, wie aus dem Ei gepellt, zwar gebildet, rhetorisch perfekt, aber erst 37 Jahre alt. Als Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg vor gerade einmal 31 Tagen neuer Bundeswirtschaftsminister wurde, war der erste Eindruck nicht gerade großartig, aber die Skepsis riesengroß.

Ausgerechnet dieser junge Mann soll uns durch eine der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen überhaupt in der Geschichte der Bundesrepublik führen? Viele Kritiker rasselten schon mit den Säbeln. Guttenberg verstehe so wenig von Wirtschaft wie sein Vorgänger Michael Glos. Vier Wochen später sind die Kritiker verstummt. Der jüngste Wirtschaftsminister in der Geschichte der Bundesrepublik hat das nahezu Unmögliche geschafft, innerhalb eines Monats zu einem der bekanntesten Politiker Deutschlands zu werden. Nicht nur seine ständige Präsenz in den Medien hat dazu geführt, dass zu Guttenberg sich einen Namen gemacht hat. Im Politiker-Ranking der Meinungsforschungsinstitute belegt er einen guten Mittelplatz - und das, obwohl er zuvor nur 100 Tage CSU-Generalsekretär war und ihn kaum einer kannte. Die Krise ist sein Feld, seine Chance. Er setzt voll auf diese Karte und hat damit - derzeit - Erfolg. Guttenberg spricht der Wirtschaft Mut zu. Er selbst strahlt Zuversicht aus, strotzt nur so vor Dynamik. Er betont, dass es im Sommer wieder aufwärts geht, denn er weiß: Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie. Selbst beim schwierigen Thema Opel verhält Guttenberg sich geschickt. Gebetsmühlenartig erklärt er Zusammenhänge, setzt sich ein, macht den Opelanern aber keine Versprechungen. Gegenwind gab es für den neuen Stern am CSU-Himmel erstmals in dieser Woche. Guttenberg hatte sich zwei Mal mit Peer Steinbrück angelegt. Er könne sich im Gegensatz zu dem Finanzminister eine Senkung der Mehrwertsteuer in einigen Dienstleistungsbranchen vorstellen - prompt warf man Guttenberg vor, seinen ersten Fehler gemacht zu haben. Denn Steinbrücks Haltung sei abgestimmt gewesen mit dem Kanzleramt. In Kreisen der CDU gab es aber dennoch Applaus für Guttenbergs Mut, ausgerechnet dem starken Finanzminister erstmals die Stirn geboten zu haben. Bereits zuvor waren die beiden wegen unterschiedlicher Pläne zur Rettung der maroden Hypo Real Estate aneinandergeraten. Die nächsten Wochen werden spannend. Guttenberg wird weiter in die Offensive gehen. Er, der nicht wie Angela Merkel in der Zwangsjacke der großen Koalition steckt, könnte zum starken Gegenspieler Steinbrücks werden. Macht der Wirtschaftsminister auf Zeit seinen Job weiter gut, winkt ihm vielleicht nach der Wahl erneut ein Ministerposten. Und selbst wenn dies nicht klappt, ist der Zug für ihn noch längst nicht abgefahren. Im Gegenteil: Denn auch wenn CSU-Chef Horst Seehofer dies vor 31 Tagen noch nicht geahnt hat - mit Guttenberg hat er möglicherweise seinen Nachfolger bereits gefunden.

Quelle: Westfalen-Blatt

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