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Westfalenpost: zu Westerwelle

Archivmeldung vom 07.01.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.01.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Selten hat ein Parteivorsitzender so viel Kritik einstecken müssen wie in den vergangenen Wochen Guido Westerwelle. Doch die Verstimmung der Liberalen über ihren Chef kommt nicht von ungefähr.

Immerhin hat es dieser Vorsitzende geschafft, seit dem grandiosen Sieg bei der Bundestagswahl 2009 seine Partei in Rekordzeit auf einen absoluten Tiefpunkt zu bringen. In Umfragen liegt die FDP in der Wählergunst bei drei Prozent. Ein Desaster, das Westerwelle auf seine Kappe nehmen muss. Denn er hat es an Führung vermissen lassen. Das Amt des Außenministers, in dem er eher schlecht als recht angekommen ist, beansprucht ihn dermaßen, dass er nur FDP-Teilzeitvorsitzender sein kann. Dieser hat seinen Laden nicht im Griff. Deshalb ist das Erscheinungsbild der Liberalen vor wichtigen Landtagswahlen katastrophal.

Angesichts dieser Misere bot das traditionelle Dreikönigstreffen Westerwelle die Chance zum Befreiungsschlag. Doch der in Turbulenzen geratene FDP-Chef hat diese Gelegenheit nicht genutzt. Was er seinem Parteivolk präsentierte, war über weite Strecken kaum mehr als eine gewöhnliche Wahlkampfrede. Zwar gab sich Westerwelle in Stuttgart kämpferisch. Auch parierte er Protest und Zwischenrufe souverän. Doch Westerwelle referierte größtenteils die bislang wenig berauschenden Erfolge seiner Regierungsarbeit. Statt sich als zupackender Chef zu zeigen, der die Probleme der Partei und die eigenen Fehler schonungslos thematisiert, war er sichtlich bemüht, den Staatsmann herauszukehren. Doch diese Klasse hat Westerwelle noch lange nicht. Vor allem aber ließ er unmissverständliche Worte zu seiner politischen Zukunft als Parteichef vermissen.

Nein, dies war keine Ruckrede. Damit öffnet der angeschlagene Vorsitzende weiteren Spekulationen Tür und Tor. Von Beifall und Treueschwüren sollte er sich nicht täuschen lassen. Westerwelle ist ein Parteichef auf Abruf. Seine Kritiker spielen auf Zeit, loswerden wollen sie ihn trotzdem. Sie warten ab, wie die Liberalen bei den Landtagswahlen im Frühjahr abschneiden. Sollte es in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz so desaströs für die FDP ausgehen, wie es Umfragen befürchten lassen, wird bei den Liberalen ein Sündenbock dringend gesucht. Zumindest für diese Rolle wäre Westerwelle erste Wahl.

Quelle: Westfalenpost

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