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Neue OZ: Gesprengte Ketten

Archivmeldung vom 26.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Sie seien Herr der Lage, beteuern die internationale Schutztruppe ISAF und die afghanische Regierung in schöner Regelmäßigkeit. Und ebenso oft schaffen es die Taliban, jeden Anflug von Optimismus im Westen sofort wieder zunichtezumachen. Diesmal mit einem Sensationscoup, der dem Hollywood-Klassiker "Gesprengte Ketten" alle Ehre macht: Mehr als 500 Taliban-Kämpfer aus dem Gefängnis von Kandahar zu befreien ist eine Riesenschlappe für Präsident Karsai - eine peinliche dazu.

Was hat die Regierung in Kabul überhaupt im Griff? Nichts, außer dem Verschieben von Hilfs- und Drogengeldern nach Dubai und auf Schweizer Bankkonten. Dass nach über zwei Jahrzehnten Krieg und Bürgerkrieg das Land zu den ärmsten der Welt zählt, entschuldigt vieles. Etwa, dass selbst Analphabeten als Lehrer angestellt werden. Aber wie lange sollen NATO und UN noch am Hindukusch stehen, wenn der Großteil der politischen Elite weiterhin nur ein Sinnbild für Raffgier und Inkompetenz abgibt?

Es zeichnen sich auch fast zehn Jahre nach Beginn des Afghanistan-Kriegs nur geringe Fortschritte ab, beim Kampf gegen die Taliban ebenso wie beim Staatsaufbau. Es ist zwar richtig, dass der Westen Fehler gemacht hat. Doch die Afghanen müssen begreifen: Sie müssen ihre Zukunft endlich in die Hand nehmen und wenigstens ein Gefängnis schützen können.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

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