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Aachener Nachrichten: Geld zurück!

Archivmeldung vom 25.01.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.01.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Vor zehn Jahren noch war Markus Lanz der Fachmann für Promis, Schleim und nackte Tatsachen. Er moderierte RTL-Sondersendungen zum "Dschungelcamp" und den Boulevard-Dauerbrenner "Explosiv". Aus heutiger Sicht muss man sagen: Wäre er diesen Formaten doch treu geblieben! Er hätte sich und vor allem den Fernsehzuschauern einiges erspart. Seitdem der smarte Südtiroler einmal mehr bei dem Versuch aufflog, eine politisch unliebsame Gesprächspartnerin bloßzustellen, dürfte diese Erkenntnis vielleicht auch bei ihm selbst reifen.

Mehr als 172.000 Menschen haben - Stand gestern Nachmittag - eine Online-Petition unterzeichnet, die die Absetzung der Lanz-Shows im ZDF fordert. Zieht man die Zahl derer ab, die offensichtlich unter falschen Namen oder mehrfach unterzeichneten, bleibt dies noch immer ein eindrucksvolles Zeichen. Es wäre zu billig, diesen Protest als simplen "Shitstorm" abzutun. Lanz ist nicht einfach "die nächste arme Sau", die von der Netzgemeinde durchs Dorf getrieben wird. Es ist auch kein "Pöbel" am Werk, wie das manche Leitartikler formulierten, die dem kritisierten Moderator zur Seite sprangen - mutmaßlich aus falsch verstandener Kollegialität. Nein! Diese Online-Petition richtet sich nicht nur gegen Lanz persönlich. Sie zielt vielmehr gegen ein System, das sich zwar herrschaftlich vom Bürger alimentieren lässt, ihn aber gleichzeitig für dämlich erklärt: den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Sicher: Niemand wird gezwungen, sich eine Sendung mit Markus Lanz anzuschauen - weder "Wetten, dass ..?" noch die werktägliche Talkshow. Aber jeder zahlt den "Spaß" über seine Rundfunkgebühren mit - ober er nun will oder nicht, auch wenn er abschaltet. Es gibt nur die vage Hoffnung, dass einfach so viele wegsehen, die Quoten derart in den Keller gehen, dass der Sender reagieren muss. Das gilt im Prinzip für viele missratene Formate von ARD und ZDF. So konnte man sich bei den von Lanz moderierten Samstagabendshows schon immer vor Fremdscham nur so winden. Selbst das treue "Wetten, dass ..?"-Stammpublikum hat inzwischen genug von schalen Witzen und peinlichen Talks auf dem roten Sofa - und kehrt Lanz den Rücken. Man kann trefflich darüber streiten, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen gesetzlichen Auftrag überhaupt noch wahrnimmt, wenn er die Privaten beim Niveau-Limbo dauerhaft zu unterbieten sucht. Die rote Linie ist aber spätestens dann überschritten, wenn elementare Regeln der politischen Ausgewogenheit und der Fairness missachtet werden. Und das ist im Fall Lanz einfach nicht mehr wegzudiskutieren.

Sahra Wagenknecht muss einem nicht leidtun. Die Linkspartei ebenso wenig. Wer zu Lanz geht, sollte wissen, auf was er sich einlässt - jedenfalls dann, wenn das Parteibuch die falsche Farbe hat. Man befindet sich immerhin in guter Gesellschaft: Auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) wurde von einem kraftmeiernden Moderator bereits vorgeführt - und zwar auf eine sehr unangenehme, unsachliche, unjournalistische und plumpe Art. Eine stilistische Kostprobe aus der jüngsten Sendung, in der es das Publikum schließlich wagte, der bedrängten Wagenknecht mehrfach zu applaudieren: Wer derart populistisch argumentiere, der bekomme dafür halt Beifall, giftete Lanz.

Merke: Wer seine Gesprächspartner so behandelt, der kommentiert in Zukunft vielleicht besser, wie sich Prominente einen Shake aus püriertem Buschschwein-Anus einverleiben - wie zuletzt im RTL-Dschungel geschehen. Prost Mahlzeit!

Quelle: Aachener Nachrichten (ots)

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