Neues Deutschland: zu Geheimgefängnissen und Geheimflügen der CIA über EU-Territorium
Archivmeldung vom 26.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMein Name ist Hase, ich weiß von nichts, schallt es in diesen Tagen durch die Europäische Union. Von Geheimgefängnissen und Geheimflügen des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA auf bzw. über dem EU-Territorium haben die Regierungen der Mitgliedstaaten nichts gesehen und nichts gehört, und in der Brüsseler Zentrale wurde jede Verantwortung schon beim ersten Verdacht flugs an die Mitgliedstaaten delegiert.
Dabei hat die linke Fraktion im
Europaparlament bereits im Frühjahr auf die auch in Europa
praktizierten Entführungen von Terrorverdächtigen aufmerksam gemacht.
Schon damals wollte die EU-Kommission von dem Skandal nichts wissen
und riskiert so ihre Glaubwürdigkeit in Sachen Bürgerrechte.
Auch die Bundesregierung zeigt sich am liebsten ahnungslos, obwohl
viele Indizien dafür sprechen, dass Frankfurt am Main ein Drehkreuz
der CIA-Flotte ist. Schwarz-Rot aber fühlt kein Verlangen, Licht in
die Grauzone der Terrorbekämpfung zu bringen, zumal man selbst im
Fall des
des Deutsch-Syrers Mohammed Haydar Zammar im rechtsfreien Raum
segelt. Die neue Bundesregierung will die zart keimenden Hoffnungen
auf eine Verbesserung der durch Schröders Irak-Politik erheblich
gestörten Beziehungen zur transatlantischen Führungsmacht auf keinen
Fall gefährden, bereitet man doch den Antrittsbesuch von Angela
Merkel in Washington noch bis Ende des Jahres vor. So bemüht sich zur
Zeit allein der Europarat, dem auch Nicht-EU-Staaten angehören,
nachdrücklich um Aufklärung. Denn: Selbst im Namen des
Antiterrorkampfes dürften unmenschliche und illegale Aktionen nicht
toleriert werden.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland