WAZ: "Heiß" - das war einmal
Archivmeldung vom 14.08.2017
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Freigeschaltet durch André OttEs waren andere Zeiten, als das Wort von der "heißen" Wahlkampfphase noch seine Berechtigung hatte. Damals, als es um die Ostpolitik ging und Sozialdemokraten als "Fünfte Kolonne Moskaus" gegeißelt wurden. Als man erbitterte Kämpfe ausfocht um das Abtreibungsrecht und Willy Brandt forderte: "Mehr Demokratie wagen."
Nun aber stellen selbst linke Sozialdemokraten nicht mehr die Systemfrage - und konservative Christdemokraten haben angesichts der Merkelschen Sozialdemokratisierung längst das Handtuch geworfen. Wenn SPD-Chef Schulz in der Dieselkrise die ungeliebten Autobosse angreift, so tut die Kanzlerin das auch. Und wenn er harte Worte gegen den Egomanen Trump findet, dann klingt das wie ein überlautes Echo auf die Distanzierung Merkels.
Wo immer man zurzeit scharfe Töne zwischen SPD und CDU hört, wirken sie gekünstelt. Wie oft ist bemängelt worden, dass Merkel sich dem Wahlkampf verweigert und die Menschen einlullt, um so an der Macht zu bleiben. Das ist ja wahr. Wahr ist aber auch, dass die SPD nach langen Jahren unter Merkel nichts mehr im Programm hat, was wirklich einen Kampf lohnt.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots) von Lutz Heuken