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Das Geld der Anderen

Archivmeldung vom 29.03.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Für Natwest-Chefin Alison Rose ist der milliardenschwere außerbörsliche Aktienrückkauf vom Schatzamt ein gutes Geschäft gewesen. Zum einen bekam sie die rund 550 Millionen Aktien zum Schlusskurs vom Freitag, ohne dass dafür irgendeine Prämie gefordert worden wäre. Zum anderen spricht viel dafür, dass der Kurs der schottischen Großbank, die sich damit mehrheitlich wieder in privaten Händen befindet, in den kommenden Monaten zulegen wird. Steigende Zinsen kommen Finanzwerten im Allgemeinen zugute. Natwest bringt ein Anstieg um 100 Basispunkte nach Schätzung der UBS zusätzliche Einnahmen von 1,3 Mrd. Pfund.

Auch für Schatzkanzler Rishi Sunak war der Deal ein Erfolg, zumindest symbolisch. Schließlich hat es lange genug gedauert, den Staatsanteil unter die Schwelle von 50% herunterzufahren. Er geht zurück auf die Rettung der Royal Bank of Scotland während der Finanzkrise. Das heute unter dem Namen Natwest firmierende Institut hatte sich auf dem Weg zur Weltherrschaft an der niederländischen ABN Amro verhoben.

Das Geld der Anderen, OPM, Other People's Money, die scheinbar ubiquitäre Liquidität, mit deren Hilfe Investmentbanker zuvor immer waghalsigere Geschäfte eingestielt hatten, war plötzlich versiegt. Der damals amtierende Labour-Schatzkanzler Alistair Darling sprang bereitwillig in die Bresche und hielt die Bank für 46 Mrd. Pfund über Wasser - ein Beleg dafür, dass Politiker mitunter ebenso leichtfertig mit dem Geld der Anderen umgehen wie die vor der Krise noch hoch angesehenen und danach in Bausch und Bogen verdammten Investmentbanker. Die Aktie kostet derzeit nicht einmal die Hälfte von Darlings damaligem Einstiegspreis. Im Schatzamt ist man sich darüber im Klaren, dass man seinen Einsatz so schnell nicht wiedersehen wird.

Man kann natürlich argumentieren, dass es sich bei den sukzessive realisierten Milliardenverlusten um den Preis der Finanzstabilität während und nach der Finanzkrise handelt. Doch dann darf man auch fragen, warum dieser Preis von der Allgemeinheit zu tragen ist, während die sich nun abzeichnenden Gewinne des Instituts privatisiert werden. Natürlich ist es nicht Aufgabe des Staats, Geschäftsbanken zu betreiben, doch könnte er durchaus noch eine Weile als stiller Teilhaber an der positiven Geschäftsentwicklung partizipieren, um ein bisschen von seinen Verlusten herunterzukommen. Aus Sicht der Steuerzahler wäre das für die verbliebenen 48% nicht die schlechteste Option.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Andreas Hippin

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