Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur steigenden Lebenserwartung
Archivmeldung vom 28.08.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.08.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Welt ist so schlecht dran, dass man schon vom bloßen Hingucken krank werden muss - das beklagen voller Selbstmitleid vorzugsweise wir Deutschen und müssen, im Innern offenbar eher unwillig, zur Kenntnis nehmen, dass unsere Lebenserwartung von Jahr zu Jahr wächst und wächst und wächst. Beinahe lustvoll treibt die Krone der Schöpfung diese Lieblingsübung auf immer neue Spitzen.
Wer beispielsweise am gestrigen schönen 28. August 2007 geboren wird,
darf - zunächst natürlich erst einmal nüchtern-statistisch gesehen -
auf 82,1 Erdenbürger-Jahre hoffen, wenn er weiblichen Geschlechts
ist, und auf 76,6 Daseins-Jahre, wenn er als Junge das Licht der Welt
erblickt. Und wer weiß, bis zu welchen Höhen sich die Dinge in der
Zukunft noch fortentwickeln werden?
Dabei hören und lesen wir doch pausenlos nur von Bedrohungen und
Todesgefahren, die angeblich hinter jeder Medien-Mücke lauern. Und
wenn nicht, dann werden sie eben kurzerhand zu Schreckens-Elefanten
aufgeblasen. Denn nur Horror-Schlagzeilen verkaufen sich vermeintlich
gut.
Dutzendmillionenfach befällt das Aids-Virus Menschen vor allem in
Afrika und rafft Tag um Tag ungezählte von ihnen dahin. Dazu
Rinderwahn, Sars und die Vogelgrippe wie just wieder in Bayern, wo
bei einem einzigen Großmäster mit einem Schlag sage und schreibe 160
000 (!!) Enten »vorsorglich« gekeult worden sind, weil das Virus H5N1
womöglich auf Menschen überspringen könnte.
Seit längerem grassiert gerade auch hier in Deutschland eine
Vergiftungspsychose, die bei sachlich-nüchterner Betrachtung
nachgerade grotesk irrational anmuten muss. Doch ausschließlich in
offenen Marktwirtschaften, nicht jedoch im Sozialismus funktioniert
weithin die Produkthaftung für den Fall, dass Kriminelle verbotene
Giftstoffe in Lebens- und Futtermittel mischen. Und: Wir konsumieren
zehntausendmal mehr natürliche Abwehrgifte, mit denen sich Pflanzen
gegen ihre Feinde zur Wehr setzen, als künstlich hergestellte.
Alles und jedes wird bei uns in den Alarm-Rang einer »Volkskrankheit«
erhoben. Fettleibigkeit? De facto sind die meisten Kinder gesund,
viele treiben Sport, haben kein Übergewicht. Richtig ist: Die (zu)
Dicken werden noch dicker.
Aber: Jeder dritte Deutsche joggt, zwei Drittel gehen regelmäßig
schwimmen, 22 Prozent trimmen sich in Fitness-Studios.
Und die »Volkskrankheit Depression«, die noch bis in die 1960er Jahre
fast gänzlich unbekannt war? Hatten die Menschen früher etwa keine
Existenzsorgen? Leiden viele in der oft allzu flachen
»Event«-Vergnügungsgesellschaft nicht eher an einer chronischen
körperlichen und geistigen Unterforderung, ja, sogar an einem Mangel
an »Stress«? Das fragt nicht von ungefähr auch der Zukunftsforscher
Matthias Horx.
Hurra, wir leben immer länger!? Wenn selbst diese rosige Aussicht die
Lebensgeister nicht beflügelt, was könnte uns dann eigentlich noch
aufhelfen?
Quelle: Pressemitteilung Westfalen-Blatt