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Börsen-Zeitung: Schaler Beigeschmack

Archivmeldung vom 15.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Deutschlands Banken nabeln sich ab vom Staat. Die Commerzbank wirbt im Zuge einer bedingten Vorabplatzierung neuer Anteilscheine knapp 6 Mrd. Euro ein und dürfte damit die größte Kapitalerhöhung, die Deutschland je sah, schon mehr oder weniger im Sack haben: Auf Basis des Preises für die Pflichtumtauschanleihe sowie ihres Aktienkurses wird die Bank nach der Hauptversammlung Anfang Mai auf einen Börsenwert von knapp 12 Mrd. Euro kommen. Da lassen sich die zum angestrebten Gesamtvolumen von 11 Mrd. Euro noch fehlenden 5,3 Mrd. sicher leichter einwerben, als wenn man, wie noch vor wenigen Tagen, ankündigt, mal eben das rund 1,4-Fache der eigenen Marktkapitalisierung aufzunehmen.

Bei solchen Dimensionen geht die Emission der Aareal Bank für 269 Mill. Euro fast schon als Rundungsfehler durch. Dennoch: Der Immobilienfinanzierer stockt das Grundkapital um 40% auf, um Wachstum zu finanzieren, das Kapital zu stärken und auch stille Einlagen des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) reduzieren zu können.

Die Emanzipation der Institute ist zu begrüßen. Warum bleibt dann dennoch ein schaler Nachgeschmack? Weil beide Banken die Staatshilfe ausnutzen können.

Natürlich muss die Commerzbank schon im Interesse der Aktionäre schnell tilgen und damit verhindern, dass die Kosten zur Bedienung der Soffin-Einlagen den Gewinn aufzehren und die Tilgung der Staatshilfe letztlich vereiteln. Klar ist aber auch, dass die Bank, die schon 2009 und 2010 die Einlagen nicht bedienen musste, es mit der Rückzahlung des größten Teils der Einlagen auch deshalb eilig hat, weil dies den Gehaltsdeckel von jährlich 500000 Euro je Mitarbeiter oder Vorstand hebt.

Dagegen hat die Aareal, deren Vorstand laut Soffin-Vereinbarung nur 2009 und 2010 der Gehaltsgrenze unterlag, umso mehr Zeit mit dem Exit - die Einlage soll erst einmal nur um 75 Mill. auf 300 Mill. Euro sinken. Dabei ist die Emission der Wiesbadener, anders als die Rekapitalisierung der Commerzbank, ein offensiver Schritt, der helfen soll, geschwächten Konkurrenten Marktanteile abzunehmen. Sicher, das Institut hat den Soffin stets bedient. Wenn es nun aber eine Verdopplung der Eigenkapitalrendite avisiert und keine Anstalten macht, das Ende der Staatsstütze zu terminieren, muss der innere Blindenhund jedes Ordnungspolitikers knurren. Von Commerzbank und Aareal kann der Soffin damit lernen, was er mit seinen Vereinbarungen falsch gemacht hat.

Quelle: Börsen-Zeitung

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