Allgemeine Zeitung Mainz: Weiter steil bergab
Archivmeldung vom 17.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie 95. Auflage der Tour de France hätte die Wende markieren sollen, die Wende von der Doping verseuchten "Spritztour" der vergangenen Jahre zu einer sauberen Rundfahrt. Doch daraus wird nichts. Die bedeutendste Radsportveranstaltung der Welt hat seit gestern ihren zweiten Dopingfall.
Der Spanier Moises Duenas Nevado wurde positiv auf das Blutdopingmittel EPO getestet. Während die Pedaleure den Berg hinauf strampeln, geht es mit der Glaubwürdigkeit und dem Ansehen ihrer Sportart weiter steil bergab. Und wieder kommt der Betrüger aus jenem Land, in dem vor zwei Jahren mit der so genannten Fuentes-Affäre einer der größten Doping-Skandale in der Sportgeschichte ausgelöst wurde. Ein Zufall? Wohl kaum! Viele Landsleute Nevados stehen auf der Liste des Gynäkologen und Sportmediziners Eufemiano Fuentes, der jahrelang systematisch Profiradsportler mit Eigenblut gedopt haben soll und damit eine ganze Sportart in Verruf gebracht hat. Doch der von Aktiven und Funktionären eingeforderte Selbstreinigungsprozess hat den spanischen Radsport offensichtlich immer noch nicht erfasst, der Anti-Doping-Kampf wird dort - wenn überhaupt - nur halbherzig betrieben. Mit dem Fall Nevado wird in der Skandal-Chronik dieser einst so populären Rundfahrt ein neues, trauriges Kapitel aufgeschlagen, und es ist zu befürchten, dass weitere folgen. Wen interessiert da noch, wer sich am 27. Juli in Paris auf dem Champs-Élysées als Tour-Sieger 2008 feiern lassen darf. Viel spannender ist die Frage, wer als nächster Doping-Sünder erwischt wird - leider!
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz