Südwest Presse: Kommentar zu Siemens
Archivmeldung vom 20.09.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSpätestens jetzt ist Siemens ein Unternehmen wie jedes andere auch. Früher galt ein Arbeitsplatz bei dem Elektronikkonzern als sichere Bank. Über dem Gewinn pro Aktie stand noch die Zukunft pro Mitarbeiter. Nach dem Abbau zehntausender Arbeitsplätze, der einseitigen Orientierung an Renditezielen und dem Ausscheiden Heinrich von Pierers ist von der Siemens-Kultur nicht mehr viel übrig.
Dies zeigt auch das Vorgehen des neuen Chefs Klaus Kleinfeld.
Unmittelbar nach der Bundestagswahl verkündete er den Abbau von 2400
Stellen, Einsparungen und die Abspaltung tausender Jobs. Welche Werke
geschlossen werden und wieviele tausend Stellen noch wegfallen, ist
offen. Dies verunsichert Mitarbeiter. Dass Kleinfeld seine eigene
Zukunft an das Erreichen von Rendite-Zielen geknüpft hat, ist
kurzsichtig. Dem Münchner Konzern fehlt eine Strategie. In der
jüngsten Vergangenheit scheinen die Vorstandsvorsitzenden nur
Notfall-Manager zu sein. Wenn es brannte, wurde reagiert. Und das
auch noch zu langsam. In der IT-Sparte zögerte Siemens zu lange, nahm
zu viele unrentable Aufträge an. Aber ein Gesamt-Konzept fehlt.
"Fit 4 More", fit für mehr, heißt das aktuelle Programm für eine
"nachhaltige Entwicklung profitablen Wachstums". Stattdessen sind
eine größere Markt-Orientierung, der Abbau technologischer Defizite -
vor allem aber mehr Ehrlichkeit nötig.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse