WAZ: Illusion von Sicherheit
Archivmeldung vom 05.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSeit den Attentaten vom 11. September 2001 haben wir uns daran gewöhnt, dem Anti-Terror-Kampf einen Teil unserer Freiheit zu opfern. Manches, was bis dahin als Beschränkung der Bürgerrechte oder Bespitzelung galt, haben wir uns seither als Terrorabwehr servieren lassen.
Den Sicherheitsbehörden und Innenministern genügte der stete
Hinweis, dass man die modernen Attentäter mit den bewährten
Instrumenten nicht fassen könne. Erstens lebten sie unauffällig,
zweitens entzögen sie sich der Strafverfolgung durch ihren
mutwilligen Tod. Daher müsse, wer Anschläge verhindern wolle, im
Vorfeld tätig werden und potenzielle Täter aufspüren. Dem soll auch
die neue Anti-Terror-Datei dienen.
Tatsächlich kann es sinnvoll sein, die Daten von Polizei und
Geheimdiensten stärker zu vernetzen. Doch wenn die Gefahrenabwehr so
weit gefasst wird, dass am Ende bloße Unauffälligkeit in Kombination
mit einer Religion als Verdachtsmoment gilt, ist das nicht nur ein
Eingriff in die Rechte des einzelnen.
Es schafft auch keine Sicherheit, sondern nur deren Illusion.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung