Börsen-Zeitung: Porsche zeigt's allen, Kommentar von Bernd Weber zur Halbjahresbilanz des Sportwagenherstellers
Archivmeldung vom 27.01.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlEin Blick auf die Halbjahresbilanz von Porsche offenbart: Das Unternehmen hat mehr Geld mit seinem Engagement bei VW verdient als mit dem Verkauf eigener Autos.
1,45 Mrd. Euro wurden nach vorläufigen Zahlen im ersten Semester
zum 31. Januar vor Steuern erlöst. Davon stammten 520 Mill. Euro aus
einer notwendig gewordenen Neubewertung der VW-Stammaktien und nach
Schätzungen etwa 550 bis 600 Mill. Euro aus Kurssicherungsgeschäften
in Verbindung mit dem Erwerb der VW-Aktien. Hinzu kommt noch einmal
der Porsche zurechenbare VW-Überschuss, für den noch keine Summe
ermittelt werden konnte, weil die Wolfsburger bis dato keinen
Abschluss für das vierte Quartal 2006 vorgelegt haben.
Porsche deshalb als Investmenthaus mit angeschlossenem Automobilgeschäft zu bezeichnen geht dennoch zu weit, und zwar nicht nur, weil das VW-Engagement strategischer Natur ist. Denn auch im reinen Autogeschäft hat Porsche im ersten Geschäftshalbjahr mehr verdient als im Vergleichszeitraum 2005/2006. Eine Rechnung auf dem Bierdeckel anhand der vorgelegten Zahlen lässt den Schluss zu, dass im operativen Geschäft ein Plus von gut 10% erzielt wurde, obwohl der Absatz um knapp 6% und der Umsatz um fast 3% zurückging. Der Modellmix macht's. Die Elfer-Reihe mit ihren besonders margenträchtigen Derivaten verkauft sich wie geschnitten Brot, das Volumenplus im ersten Halbjahr erreichte knapp 16%. Auch Boxster und Cayman fanden stärkeren Anklang bei den Automobilisten.
Der Modellwechsel beim Cayenne wird zwar in den nächsten Monaten
die Zulassungszahlen drücken, doch der laut Porsche-Chef Wendelin
Wiedeking ziemlich beachtliche Auftragsbestand und die vom
Vorgänger-Cayenne völlig befreiten Händlerflächen sprechen dafür,
dass auch der Porsche-Geländewagen schnell wieder in die Erfolgsspur
zurückfindet.
Überdies gilt Porsche als Tiefstapler. Es gehört zum Ritus der Zuffenhausener, die Latte erst einmal niedrig aufzulegen und dann peu à peu höher zu gehen. Wiedekings angehobene Ertragsprognosen seit der Bilanzkonferenz im Dezember sprechen eine klare Sprache. Wenn bis zum Ende des Geschäftsjahres nicht noch Sondereinflüsse aus dem VW-Engagement die Bilanz belasten, dürfte der 13. Rekordgewinn in Folge eingefahren werden.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung