Westfalenpost: Fremde Länder Fall Rahman wirft Grundsatzfragen auf
Archivmeldung vom 24.03.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMan kann wohl davon ausgehen, dass Abdul Rahman nicht sterben muss, weil er Christ geworden ist. In Afghanistan wird man einen Weg finden, nicht die ganze westlich orientierte Welt gegen sich aufzubringen. Mehr oder weniger energische Einmischungen von Kanzlerin Merkel und US-Außenministerin Rice sollten die lebenserhaltende Wirkung nicht verfehlen.
Käme es doch zu einem Hinrichtungsurteil, wäre es an Präsident
Karsai, mit einer Verweigerung seiner Unterschrift die Vollstreckung
zu verhindern. Möglicherweise ist die Attestierung einer angeblichen
Unzurechnungsfähigkeit für Abdul Rahmann der sicherste Schutz vor dem
Henker. Doch ändert die erhoffte gute Lösung nichts am Bestehen des
grundsätzlichen Problems: Ein Land, in dem die Scharia das Maß der
Rechtsdinge vorgibt, hat nichts gemein mit unseren Vorstellungen von
Menschenrechten.
Sage niemand von den politisch Verantwortlichen, dass er über die
Gesetzeslage im tief religiös geprägten Afghanistan nichts gewusst
habe. Sagen sollte man aber, dass dieser Bundeswehr-Einsatzort der
deutschen Gesellschaft völlig fremd ist. Welche Freiheit verteidigen
sie da? Das Recht, Frauen als Menschen dritter Klasse zu behandeln?
Die Freiheit, Andersdenkende zu verfolgen?
Sofort mit dem Abzug der Soldaten zu drohen, falls deutsche
Forderungen nicht erfüllt werden, ist falsch. Aber wir - vor allem
die "entsendenden" Politiker - müssen uns ganz klar darüber sein, was
wir in solchen Ländern zu suchen haben. Das betrifft nicht nur
Afghanistan. Es droht der Einsatz im Kongo, wo Recht und Gesetz
Fremdworte sind.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost