Lausitzer Rundschau: Arrest für Schulschwänzerin Mächtige Ohnmacht
Archivmeldung vom 09.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWo der Kopf des Lehrers versagt und das Herz der Eltern nichts mehr auszurichten vermag, soll jetzt der Arm des Gesetzes helfen: Eine Schulschwänzerin aus Görlitz wird nach dem Willen des zuständigen Amtsgerichtes im Mai zwei Wochen im Jugendarrest absitzen.
Mehr als drei Wochen hat sie im Unterricht
unentschuldigt gefehlt und weder die deshalb verhängte Ordnungsstrafe
bezahlt noch sie abgearbeitet. Nun hat ein Richter ein Machtwort
gesprochen. Und sie wandert hinter Gitter. Rein rechtlich ist das
korrekt. Und mancher wird es vielleicht sogar begrüßen, dass die
Gerichte endlich mal härter durchgreifen. Aber ob gerade dieses
Mädchen die richtige Adressatin ist? Überaus fraglich ist, wie das
Mädchen durch den Jugendarrest zur Vernunft gebracht werden soll,
zumal dieser in der Schulzeit stattfindet. Zwei Wochen wird sie von
der Schule ausgeschlossen. Ist es nicht das, was Schulschwänzer
wollen? Zu fragen sind vor allem Eltern, Lehrer und
Schulsozialarbeiter: Sind wirklich schon alle anderen Möglichkeiten
ausgeschöpft worden, um die Hintergründe der Fehltage zu ergründen,
etwas gegen Null-Bock-Stimmung und Schulunlust zu tun? Es gibt
Schulschwänzerprojekte, die helfen, den Spaß an der Schule zu wecken.
Und es muss etwas dafür getan werden, dass Schule auch wirklich Spaß
macht. Dennoch testen Heranwachsende immer wieder Grenzen aus. Wer
nicht auch mal Halt sagt, kann ihnen nur wenig Halt geben. Die
Verantwortung dafür tragen vor allem Eltern und Schule. Das Mittel
des Gesetzes aber offenbart Ohnmacht. Ohnmacht verführt manchmal
dazu, Macht vorzuführen. Ein mächtiger Erziehungsfortschritt ist
davon nicht zu erwarten.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau