Lausitzer Rundschau: Neues Stasi-Dokument zur DDR-Grenze
Archivmeldung vom 13.08.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.08.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Suche nach dem letzten Beweis für das mörderische Grenzregime der DDR hat etwas Beängstigendes. Braucht Deutschland tatsächlich schwarz auf weiß, als gerichtsverwertbares Dokument einen Befehl der SED-Führung, der jeden Flüchtling zum Abschuss freigab? Glaubt denn irgendjemand, an den Grenzen der DDR wäre fortdauernd gegen den Willen des Politbüros geschossen worden?
Kennen wir nicht die Namen derer, die zumeist in jungem Alter
erschossen wurden, als seien sie höchst gefährliche Kriminelle? Wer
einen Flüchtenden zur Strecke brachte, bekam eine Belohnung. Wer
danebenschoss, musste mit Bestrafung rechnen. Darüber haben
inzwischen auch viele ehemalige Grenzsoldaten berichtet.
Für die war das jetzt aufgefundene Schriftstück auch gar nicht
gedacht. Es stammt aus Stasi-Einheiten, die in ihrem mörderischen
Elan Vorbild sein sollten für die keinesfalls immer skrupellosen
Grenzer. Die jetzt gefundene Akte zeigt, dass das Regime selbst dem
Teil der eigenen Jugend nicht traute, den sie für den Einsatz an der
Grenze mit Bedacht ausgewählt hatte. Was wir tatsächlich brauchen,
ist eine Debatte darüber, was die SED-Herrschaft über das mörderische
Grenzregime hinaus und fortdauernd angerichtet hat. Auch über die
seelischen Verletzungen derer, die weg wollten, aber nicht konnten.
Geredet werden muss über dieses absurde Leben der Eingesperrten
mitten im Alltag einer scheinbar ganz normalen Republik. Wer all das
Leid vergessen machen will, der sperrt erneut ein. Vor allem muss mit
denen gestritten werden, die bis heute einen Staat verteidigen, der
nur Unterordnung oder Verrat kannte. So gnadenlos, wie das Regime
war, so konsequent hat es auch den Widerspruch all derer verdient,
die die Freiheit für ein Grundrecht des Menschen halten.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau