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Benedikt XVI: Notorisches Nicht-Wissen Raimund Neuß

Archivmeldung vom 09.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Es ist ein merkwürdiger Brief, den Benedikt XVI. an die Gläubigen im Erzbistum München und Freising geschrieben hat. Er zeugt von tiefer Erschütterung über Missbrauchsverbrechen. Joseph Ratzinger äußert Scham, er bittet um Entschuldigung. Aber wie genau ist es zu verstehen, wenn er - mit einem Zitat aus der Messliturgie - nach seiner eigenen "übergroßen Schuld" fragt?

Umso größer ist mein Schmerz über die Vergehen und Fehler, die in meinem Amtszeiten und an den betreffenden Orten geschehen sind", schreibt der ehemalige Münchner Erzbischof. Ratzinger bekennt hier politische Verantwortung, wie der Kölner Psychiater Manfred Lütz sagt - mehr nicht. Er stellt Gleichzeitigkeit fest. Schlimmes geschah, als er im Amt war. Aber was hat er gewusst? Nichts, lesen wir in einem begleitenden "Faktencheck".

Ratzingers Versagen damals in München liegt aber genau in diesem notorischen Nicht-Wissen. Diese Feststellung ändert nichts an seinen späteren Verdiensten um Missbrauchsbekämpfung an der Spitze der Glaubenskongregation. Der Münchner Erzbischof jedoch hätte sich dafür interessieren müssen, welche Priester ihm andere Bischöfe schickten. Ob ihr Einsatz vertretbar war. Ein Bischof kann seine Verantwortung nicht delegieren - dieser Hinweis von Ratzinger-Nachfolger Friedrich Kardinal Wetter erledigt den ganzen "Faktencheck".

Einen Passus sollte man Benedikt zugute halten. Er erinnert an die schlafenden Jünger am Ölberg und fühlt sich von dieser Geschichte angesprochen. Ja, er war einer von denen, die nicht wach waren, als sie mit ganzer Aufmerksamkeit hätten dabei sein müssen. Hätte Benedikt sich doch auf dieses Eingeständnis beschränkt.

Quelle: Kölnische Rundschau (ots)

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