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Leipziger Volkszeitung zu Hessen/Linke

Archivmeldung vom 01.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wer sich mit der Wirkung von Medien befasst, lernt rasch eine einprägsame These: "Hund beißt Mann" ist als Nachricht nichts wert;"Mann beißt Hund" hat dagegen alles, um als Mitteilung haften zu bleiben.

Nun ist Oskar Lafontaine, der fast 65-Jährige Polit-Kommissar der Linken, zwar im bayerischen Wortsinn "a Hund", aber weiter als bis zum "Hundling" hat er es nicht geschafft. Dennoch ist mit dem zurück liegenden Wochenende die Bühne bereitet für Spektakuläres. Dass SPDund Linkspartei demnächst politische Partner werden wollen, ist nicht mehr die Frage, es geht nur noch um das "Wann?". Die Bedingungen für das Zusammenlaufen all dessen, was sich jenseits von Mitte und Schröder-Politik versteht, werden nicht mehr in sozialdemokratischen Spitzenrunden formuliert. Die Linke, die sich ohne rot zu werden auch direkt so nennt wie sie sein will, bestimmt mehr und mehr den Takt. Egal wie man es dreht und wendet, Hessen wird erst der Anfang sein. Das ist die eigentliche Wirkung der von Andrea Ypsilanti angeschobenen Machterringungs-Politik. Oskar Lafontaine, dem auf der Linken als Alpha-Führer niemand ernsthaft gewachsen ist, hat es geschafft:Die kleine Linkspartei verordnet der SPD Weg und Richtung. "Hund beißt Mann!". Oder, um es politisch korrekt zu übersetzen:Die SPD will sich wieder auf ihren historisch-ideologischen Kern reduzieren lassen. Da ist es dann schon egal, ob sie sich zukünftig personell hinter einem Kurt Beck, einem Frank-Walter Steinmeier oder einem Franz Müntefering versammelt. Lange Zeit allein auf linker demokratischer Flur hat die SPD in jüngster Zeit nicht nur den Kanzler und Wahlerfolge eingebüßt. Sie verlor vom Selbstbewusstsein bis zur Führungsstärke ziemlich viele Tugenden, wie sie eine Partei braucht, um Volkspartei zu bleiben. Trotzdem hielt bis eben noch die Fiktion einer strikt hierarchisch gegliederten linken Mitte:Erst kommt die SPD, dann lange nichts und irgendwo ganz unten dann historische Reste und unverbesserliche Sektierer. Mit dem Schau-Lauf Oskar Lafontaines auf der hessischen Links-Bühne in Lollar ist es damit vorbei. Eigentlich kann sich die SPD, egal wie der hessische Versuch endet, gleich als linke Sammlungsbewegung aufstellen, vorausgesetzt, sie will mehr sein als nur der Kellner in Merkels Polit-Wirtschaft. Deshalb sind erste Rufe aus der Unionsspitze nach Beendigung der großen Koalition im Bund nur folgerichtig. Hätte die Union Format und eine starke Führung, müsste sie jetzt die Koalition aufkündigen statt nur lautstark aber folgenlos den Linksruck des Partners zu beklagen.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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