Neue OZ: Ungerecht?
Archivmeldung vom 04.02.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Geschichte ist ungerecht. Davon, oder genauer gesagt von dieser Wahrnehmung, können ungezählte Machthaber ein Lied singen. Husni Mubarak dürfte es auch so empfinden. Sein Vorgänger, Anwar el Sadat, hat sich zumindest in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit kaum anders verhalten als er. Und was geschah? El Sadat erhielt den Friedensnobelpreis. Salopp betrachtet, weil er Israel nur am Anfang, nicht aber am Ende seiner Herrschaft bekriegte. Sein Vertreter und Unterhändler bei den später preisgekrönten Friedensgesprächen mit dem jüdischen Staat hieß: Husni Mubarak.
Wie andere Machthaber der Region hat der Westen ihn lange geachtet. Kriege führte er gar nicht. Die Waffengeschäfte liefen, der Suezkanal war frei. Deshalb tun sich die USA so schwer, deshalb windet sich die EU so, Mubarak fallen zu lassen. Letztlich ist das sogar ehrlich. Doppelmoral herrschte zuvor, die man jedoch auch Realpolitik nennen könnte. Wenig wäre geholfen, falls der Westen seine Beziehungen zu allen Ländern einstellen würde, die ihm nicht gefallen.
Auf einem anderen Blatt steht, wie er sich jetzt verhält. Wenn ein Volk aufbegehrt, Klischees entlarvt, nach Freiheit strebt, dann hat es alle Unterstützung verdient. Sonst versteht kein Mensch mehr die janusköpfige Politik des Westens, auch und gerade nicht die Demonstranten, die gerade alles riskieren: Stellung, Besitz, Leben, und alles für die Freiheit. Ist dann vom Westen, dem sie doch angeblich wichtig ist, so wenig zu hören wie zuletzt, kann er sich hochtrabende Sprüche an anderer Stelle auch sparen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung