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Neue OZ: Sie wollen Veränderung

Archivmeldung vom 13.01.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.01.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Jetzt kann Staatspräsident Ben Ali nicht mehr so tun, als wäre nichts: Die Unruhen sind bei ihm vor der Haustür angekommen. Innerhalb weniger Wochen haben sich die Proteste gegen mangelnde Zukunftsperspektiven für die Jugend gesteigert zu Protesten gegen einen Staat, der sein Volk unterdrückt.

Das weiß auch der Staatschef. Seine nervösen Reaktionen zeugen davon, dass ihn die Ereignisse überrascht haben, dass er sich verschätzt hat. Offenbar hat er sich zu lange sicher gewähnt, ist betriebsblind geworden in seinem Reich, in dem ihm seit 23 Jahren kaum jemand widersprochen hat. Noch ist völlig unklar, wohin Tunesien in diesen Tagen steuert. Es besteht die Gefahr eines Bürgerkriegs, wenn die Energie der Protestler anhält und Ben Ali das Militär zuschlagen lässt.

Die aufgeheizte Stimmung zeigt, dass die Ruhe, die auch Europa sich von Tunesien wünscht, nicht mehr so billig zu haben sein wird wie bisher. Wenn die Tunesier ihre Unterdrückung abschütteln wollen, sollten sie von Frankreich, ihrer einstigen Kolonialmacht, unterstützt werden. Dass Paris - und damit ist es im Westen sicher nicht allein - in Tunis lieber einen Diktator sieht als islamistische Fanatiker, ist bekannt. Doch die Tunesier dürfen hierfür nicht als Puffer missbraucht werden. Sie wollen Veränderung. Dass die gleichbedeutend mit religiöser Radikalisierung sein soll, ist keineswegs gesagt. 

Qielle: Neue Osnabrücker Zeitung

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