Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
Archivmeldung vom 11.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHosen runter oder Untersuchungsausschuss. Auf diese einfache Formel lässt sich die Wahlmöglichkeit der Verantwortlichen in Sachen der so genannten BND-Affäre bringen. Offenbar entscheidet sich die Regierung für das Prinzip große Öffentlichkeit.
Das ist gut so. Sie kann und darf nichts zu verbergen
haben, was BND-Bedienstete im Kriegs-Irak erkundeten, weshalb
deutsche Kriminale und Agenten in den Folter-Knast von Damaskus oder
in die rechtsstaatswidrige Verwahranstalt von Guantanamo
ausschwirrten. Besonders die Informationsausbeute aus dem von den USA
zu verantwortenden Gefangenenlager macht deutlich, dass man ganz
schnell bei der notwendigen Terror-Abwehr ins Zentrum eines heißen
Kultur-Kampfes geraten kann.
Das Lager in Guantanamo stellt nicht nur einen rechtsstaatlichen
Skandal dar. Es steht mit für die kulturelle Verhöhnung der Moslems.
Noch ehe in Dänemark eine ziemlich dumme Mohammed-Karikatur erschien,
wurde in Guantanamo der Koran zum Zweck einer
"besseren"Vernehmungs-Atmosphäre missbraucht. Das zeigt mindestens
eines:Im Kampf gegen den Terror dürfen gewisse Mindeststandards nicht
verletzt werden. Andernfalls wird direkt oder indirekt der Fanatismus
einiger Weniger auf Kosten des Miteinanders von vielen befeuert.
Abgesehen davon, dass es zudem eine Frage der eigenen Glaubwürdigkeit
ist.
Auch deshalb muss die deutsche Regierung die Öffentlichkeit ziemlich
lückenlos über die so genannte BND-Affäre aufklären. Mit einer
spektakulären Vernehmung der Herren Steinmeier und Fischer in einem
Geheim-Gremium ist es nicht getan. Auch nicht mit dem großzügigen
Eingeständnis, man habe womöglich einige Fehler gemacht.
Öffentlichkeit verlangt Nachvollziehbarkeit für alle. Wenn nicht
durch den zügig zu erstellenden Regierungsbericht, dann eben doch
noch durch einen Untersuchungsausschuss.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung