Südwest Presse: zu Tarifeinigung Bahn
Archivmeldung vom 14.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMan mag es kaum glauben: Die Lokführer wollen nicht mehr streiken. Nachdem sie bis zuletzt mit Arbeitsniederlegungen gedroht und die Deutsche Bahn mit Attacken ihrer Anwälte geantwortet hatten, soll nun nach Monaten auf den Gleisen endlich wieder Normalität herrschen. Doch möglicherweise war dies nur der Anfang einer neuen Streik-Kultur.
Denn die Lokführergewerkschaft GDL hat vor allem einen eigenen Tarifvertrag durchgesetzt. Der damit geschaffene Weg in die Vielfalt eines Sozialverbundes könnte auch für andere Bereiche Vorbild sein. Die Macht der Einheitsgewerkschaft zerfällt und macht kleineren, radikaler auftretenden Vertretungen Platz. Aber auch die Antwort der Deutschen Bahn lässt Schlimmes für die Zukunft befürchten. Sie versuchte, Partikularinteressen auszuspielen, machte höhnische Pseudo-Angebote und strengte noch an Weihnachten eine Verfassungsbeschwerde an. Den Vorwurf, den Konflikt betonköpfig, egozentrisch und unnötig aggressiv monatelang betrieben zu haben, müssen sich beide Seiten gefallen lassen. Ausbaden durften es wieder einmal die Kunden, die trotz der traditionellen Preiserhöhungen im Januar unter dem Streik und ihrer Androhung litten. Den Fahrgast interessieren weder Börsenpläne noch Arbeitszeitverkürzungen. Er will seine teuer erkaufte Beförderung - und keinen Schaukampf zweier älterer Herren.
Quelle: Südwest Presse