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Börsen-Zeitung: Das Conti-Chaos

Archivmeldung vom 11.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn nicht alles täuscht, rollen nach der nächsten Aufsichtsratssitzung von Continental am Mittwoch gleich zwei Köpfe: der von Vorstandschef Karl-Thomas Neumann, aber auch der von Aufsichtsratschef Rolf Koerfer.

Aufgrund der unendlichen Streitereien auf Unternehmensebene hat sich inzwischen die Landespolitik intensiv eingeschaltet. Ministerpräsident Christian Wulff, der über die Investorenvereinbarung wachende Moderator Gerhard Schröder und Wirtschaftsminister Philipp Rösler haben sich kurzgeschlossen. Als Koerfer-Nachfolger soll Wolfgang Reitzle inthronisiert werden.

Unter Hochdruck wird versucht, ein neuerliches Desaster bei der kommenden Aufsichtsratssitzung zu vermeiden. Zudem gilt es, die verärgerte Arbeitnehmerbank zu versöhnen. Sie war vom Abschussversuch des Schaeffler-nahen Conti-Aufsichtsratschefs Koerfer auf Neumann völlig überrascht worden und drohte mit einer Blockadehaltung. Das nach außen ohnehin verkorkste Schaeffler-Bild hätte unter einer drohenden Kampfabstimmung - Arbeitnehmerbank gegen Kapitalseite und Einsatz des Doppelstimmrechts des Aufsichtsratsvorsitzenden - noch mehr gelitten. Neumann hat schon aufgehört zu kämpfen. Er hat sich, um die weitere Eigenständigkeit Contis zu retten, zu weit aus dem Fenster gelehnt und seinen Großaktionär bewusst vorgeführt. Einmal piesackte er die Schaeffler-Seite mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung, mit der absehbaren Folge einer deutlichen Verwässerung. Eine Kapitalerhöhung ist bei Conti unausweichlich. Der Trick, über etwas verspätete Lohnzahlungen die Kreditauflagen (Covenants) bei nächster Gelegenheit wieder nicht zu reißen, wird kein zweites Mal funktionieren.

Auch seine forcierte Einforderung eines Schaeffler-Konzepts zur Zusammenarbeit war eine gezielte Provokation. Sie sollte Schaeffler zwingen, öffentlich einzugestehen, dass es wenig Gemeinsamkeiten und kaum Synergien zwischen Mechanik und Elektronik gibt. Der Mangel an Gemeinsamkeiten hätte Conti den Weg zu einer weiteren Stand-alone-Stellung eröffnen sollen. Conti sollte sich ausschließlich um die operativen Hauptziele schnelle Integration der überteuerten VDO und Entschuldung kümmern. Jetzt landet das ganze Gebilde beim Staat. Ohne milliardenschwere Bürgschaften wird es nicht abgehen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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