Neues Deutschland: Kriegsminister
Archivmeldung vom 06.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMinister zu Guttenberg lässt sich nicht beirren: »Wir bleiben in Afghanistan« ist seine militärisch knappe Schlussfolgerung aus den jüngsten Gefechten, bei denen drei Bundeswehrsoldaten getötet wurden und deutsche Soldaten mindestens sechs afghanische Verbündete erschossen.
Die schreckliche Bilanz der Bundeswehr am Hindukusch beläuft sich mittlerweile auf 39 eigene Tote und eine unbekannte, mindestens aber dreistellige Zahl von deutscher Hand und durch deutschen Befehl Getöteter. Der Tod macht keinen Unterschied, heißt es häufig, die Propaganda in Kriegen macht ihn schon. Deutsche Soldaten werden dem Sprachgebrauch in Politik und Medien zufolge immer »in einem Hinterhalt«, also hinterhältig erschossen, ihre eigenen Kugeln und Bomben treffen dagegen nur »Terroristen« oder »irrtümlich«. Und was zunächst als »Stabilisierungseinsatz« geschönt wurde, nennt zu Guttenberg nun »umgangssprachlich - ich betone umgangssprachlich« einen Krieg. Ein solcher war es zwar von Anfang an, aber das schmutzige »Handwerk« wurde bis zum tödlichen (und hinterhältigen!) Angriff auf 140 Menschen, die aus zwei gekaperten Tankwagen Benzin für sich zapfen wollten, in Floskeln versenkt. So ist es jetzt also ein Krieg, den Deutschland führt - doch war es nicht so, dass dieses Land nie wieder einen Krieg führen wollte? Die Zeiten sind dahin, und mit ihnen jene, in denen es einen Verteidigungsminister gab. Deutschland hat ein Kriegsministerium.
Quelle: Neues Deutschland