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Neue Westfälische (Bielefeld): Euro-Krise

Archivmeldung vom 21.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Helmut Kohl hat dementiert, über Angela Merkel gesagt zu haben: "Die macht mir mein Europa kaputt!" Das Dementi trägt zur Wahrheitsfindung nichts bei - Kohl würde den Ausspruch immer bestreiten, ob er ihn getan hat oder nicht. Und in jedem Fall passt er zur Lage. Er passt zum Eindruck, den viele europäische Partner angesichts des Kurses der Kanzlerin in der Schuldenkrise haben. Er passt zur Sorge ihrer Parteifreunde auf EU-Ebene, die Merkel aufgefordert haben, die europäische Flagge etwas deutlicher zu hissen. Das hat nichts gefruchtet.

Merkel ist in Sachen Europa so schmallippig wie eh und je. Zwei mildernde Umstände sind in Anschlag zu bringen. Erstens ist sie bekanntlich nicht der feurige Typ. Als sie als designierte Kanzlerin gefragt wurde, ob sie sich freue, verstand sie die Frage nicht. Leidenschaft ist, was sie in Bayreuth im Opernhaus anguckt. Zweitens hat sie beim Management der Krise Tugenden an den Tag gelegt, von denen auch die anderen etwas hatten: gegen manche Hektik der Mitbewohner von Euroland; gegen deren Neigung, mit dem Geld anderer Leute Großzügigkeit zu üben; gegen allzu unbekümmerten Umgang mit dem geltenden Recht hat sie eine Zurückhaltung geübt, die dem Sparwillen der Schlingerstaaten förderlich war. Auf Merkels Skizzenblock sah auch alles prima aus: Griechenland bekommt Überbrückungsgeld und spart sich gesund. Der Stabilitätspakt wird verschärft, damit keiner mehr verjubelt, was er nicht hat. Und für den äußersten Fall gibt es Nothilfe, die so attraktiv ist wie Wurzelbehandlung. Leider hat das den Praxistest nicht bestanden. Märkte, Ökonomen, weite Teile der Politik haben der Methode Merkel - hier ein Schräubchen, da ein Hebelchen - nicht getraut. Das Konzept ist längst an seine Grenzen gekommen, ein neues hat der Urheberin indes nicht zu bieten.

Quelle: Neue Westfälische (ots)

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