Börsen-Zeitung: Ein mutiger Schritt von HSBC
Archivmeldung vom 27.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZuerst bleibt einem die Spucke weg: Die britische Großbank HSBC muss ihre beiden Verbriefungsvehikel ins eigene Buch nehmen. Die Finanzierungszusagen bis August 2008 werden auf 35 Mrd. Dollar geschätzt. Vor nicht einmal zwei Wochen mussten bereits Subprime-Abschreibungen im dritten Quartal von 3,4 Mrd. Dollar gebeichtet werden. Doch die größte Bank Europas beweist mit ihrem Schritt Mut.
In den USA zimmern Citigroup, Bank of America und JPMorgan Chase an
einem Superfonds. Dieser ist bislang mit 75 Mrd. Dollar ausgestattet
und soll den Zweckgesellschaften, die außerhalb der Bilanz betrieben
werden, forderungsbesicherte Wertpapiere abkaufen. Damit wollen sie
die Kreditmärkte stabilisieren. Denn die Finanzierungslücken zwingen
die Vehikel zu Verkäufen ihrer Aktiva, die bereits deutlich an Wert
verloren haben.
HSBC zieht die Konsequenzen und nimmt die Risiken ihrer beiden
Vehikel in die eigene Bilanz, um eben diese Zwangsverkäufe zu
verhindern. Während die US-Banken für ihren von US-Finanzminister
Henry Paulson initiierten Superfonds auch andere Banken gewinnen und
damit die Risiken auf mehrere Schultern verteilen wollen, legt HSBC
einen eigenen Rettungsplan vor. Dies ist als Zeichen der Stärke zu
werten. Standard & Poor's (S & P) bestätigte das Rating ("AA-")
umgehend. Die Finanzierungszusagen von 35 Mrd. Dollar werden zwar als
hoch eingeschätzt, aber HSBC kann sie sich nach Ansicht der
Bonitätsprüfer aufgrund der weiterhin guten Liquiditätsposition
leisten.
Dies lässt den Umkehrschluss zu, dass sich die drei an dem
Superfonds beteiligten US-Banken keine eigenständige Lösung leisten
können oder wollen. Mit 75 Mrd. Dollar ist der Rettungsfonds bislang
zu klein, um die Finanzierungslücken aller Structured Investment
Vehicles (SIVs) zu schließen. Das weltweite Volumen des SIV-Marktes
wird auf 300 Mrd. Dollar geschätzt, der Marktanteil von Citigroup auf
ein Viertel. Einige Marktteilnehmer interpretieren deshalb den
Superfonds als Auffanglösung für die Probleme der Citigroup.
An dieser will sich HSBC offenbar nicht beteiligen. Mit ihrer Stützungsaktion hat die Bank ein Zeichen gesetzt. Die Vertrauenskrise am Verbriefungsmarkt wird dadurch aber nicht beendet. Denn einige Institute dürften gegenwärtig zu einem solchen mutigen Schritt nicht in der Lage sein.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung