WAZ: USA wollen Saudis aufrüsten
Archivmeldung vom 30.07.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.07.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Ende der amerikanischen Irak-Mission - noch nicht beschlossen, aber absehbar - wirft seine Schatten voraus. Dass die USA nun Saudi-Arabien und andere Staaten im Nahen und Mittleren Osten weiter aufrüsten wollen, ist eine Art flankierende Maßnahme für den Rückzug aus dem Irak.
Denn in der Logik der Regierung Bush besteht die größte Gefahr nach einem Abzug nicht darin, dass der Irak einen entfesselten Bürgerkrieg erleben wird, sondern darin, dass der Iran zur dominanten Regionalmacht aufsteigen könnte. Dazu passt auch
die Nachricht, dass die US-Regierung Druck auf die Deutsche Bank
ausgeübt hat und verlangt haben soll, die Geschäfte mit dem Iran
einzustellen.
Die amerikanischen Ängste sind nicht unbegründet. Irans
ambitionierter, gefährlicher und unberechenbarer Präsident
Ahmadinedschad hat längst erkannt, dass die USA eine selbst
verschuldete Schwächephase durchmachen, dass sie sich aus dem Irak
geschlagen zurückziehen müssen und dass sie in den Jahren unter Bush
überall in der Welt an Autorität eingebüßt haben. Und er weiß, dass
viele in der arabischen Welt (und darüber hinaus) auf ihn schauen wie
auf einen Helden, der endlich der verhassten Supermacht den Kampf
ansagt.
Wie man Ahmadinedschad begegnen soll, ist tatsächlich eine
ungemein schwierige Frage, nicht nur für die USA, auch für die
Europäer. Aber dass die Aufrüstung der Nachbarstaaten ein Beitrag zur
Stabilisierung der Region und zur Eindämmung des Irans sein soll, ist
nun wirklich nicht plausibel. Ausgerechnet auf Länder wie
Saudi-Arabien setzt Bush seine Hoffnungen in der Auseinandersetzung
mit dem Iran? Das muss als Verzweiflungstat gewertet werden. Denn
gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Saudis kein
vertrauenswürdiger Partner sind. Außerdem haben die USA ausreichend
schlechte Erfahrungen mit Waffenlieferungen in den Nahen Osten
gemacht. Schon im irakisch-iranischen Krieg in den achtziger Jahren
rüsteten die Amerikaner Saddam Hussein auf, der in einer Art
Stellvertreterkrieg das damals noch neue Mullah-Regime im Iran
besiegen sollte. Das misslang, aber Saddam Hussein war am Ende ein
von den USA hochgerüsteter Diktator, dessen Gefährlichkeit dann
wieder als Begründung für den Krieg gegen den Irak herhalten musste.
Und jetzt also ein Rüstungsprogramm für Saudi-Arabien, Ägypten und andere Golfstaaten, die für den Kampf gegen den Iran stark gemacht werden sollen? Kaum zu glauben, dass auch historische Basislektionen so schwer begriffen werden.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung