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neues deutschland: Chilenen wollen Sozialreformen

Archivmeldung vom 21.10.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.10.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Treibstoffpreise haben soziale Sprengkraft. Was gerade erst Ecuadors neoliberaler Präsident Lenín Moreno bei der Streichung der Treibstoffsubventionen erlebt hat, musste nun auch Chiles rechter Präsident Sebastián Piñera erleben: massive Proteste. In Ecuador ging es für viele der Betroffenen schlicht um die Existenz.

Noch weit mehr als in Chile leben dort Menschen von der Hand in den Mund, müssen jeden Centavo kalkulieren. Und mit höheren Treibstoffpreisen wird ja nicht nur die Mobilität an sich teurer, sondern auch Nahrungsmittel wegen gestiegener Transportkosten. Im reicheren Chile trifft die Fahrpreiserhöhung von umgerechnet 1,01 Euro auf 1,05 Euro pro Fahrt die Allerärmsten eher nicht, die können sich U-BahnFahren ohnehin nicht leisten, denn das ist dort im lateinamerikanischen Vergleich mit Abstand am teuersten.

In Chile war diese Preiserhöhung der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brauchte. Chile ist seit der Pinochet-Diktatur (1973-1990) das neoliberale Vorzeigeland Lateinamerikas, und auch wenn sozialdemokratische Präsidenten regierten wie Michelle Bachelet (2006-2010 und 2014-2018), wurde im Grundsatz an dieser Ausrichtung nichts geändert. Die Folgen der Privatisierung des Renten- und Bildungssystems in der Diktatur sind bis heute in wachsender Ungleichheit spürbar. Und auch unter Bachelet blieb eine umfassende Bildungs-, Steuer- und Verfassungsreform aus. Die Rechnung bekommt nun Piñera präsentiert und das zu Recht.

Quelle: neues deutschland (ots) von Martin Ling

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