Die Leipziger Volkszeitung zu Börse/WestLB
Archivmeldung vom 22.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Dax bröckelte zwar schon lange, dass aber gestern Panik in Frankfurt regierte, konnte niemand voraussehen. Wie auch? Denn die harten Fakten sind mehr oder minder bekannt: Die US-Hypothekenkrise und die dadurch in den Büchern der deutschen Finanzhäuser stehenden Risiken sowie die drohende Rezessionsgefahr in den Vereinigten Staaten, die auch nach Europa rüberschwappen könnte.
Für einen Ausverkauf reichen die aber nicht aus. Es zeigt nur, welche tiefe Verunsicherung inzwischen unter den Anlegern herrscht. Jede Negativnachricht kann auf dem Parkett ein Beben auslösen, und sei sie für das Große und Ganze noch so von zweitrangiger Bedeutung. Börse ist nun mal viel Psychologie. Und deshalb werden Banker und Anleger meistens bei dem großen Knall auf dem falschen Fuß erwischt. Nun ist das Dilemma um die drittgrößte deutsche Landesbank, der WestLB, zwar keine Marginalie. Immerhin müssen die Eigentümer rund zwei Milliarden Euro nachschießen. Doch für den Sturzflug der Indizes liefern die Zahlen vom Rhein auch keine ausreichende Begründung. Vor allem, weil die Düsseldorfer, ähnlich der SachsenLB, sich selbst in den Sumpf manövriert haben. Die Affäre um den Eigenhandel mit den dreistelligen Millionenverlusten ist im Prinzip Schnee von gestern, die Abschreibungen auf das Subprime-Engage-ment auch. Nur die Höhe kam überraschend. Dahinter steckt aber eine tiefer greifende Problematik. Im Grunde bluten bei den öffentlich-rechtlichen Instituten nämlich die Steuerzahler. Sie müssen die Zeche dafür zahlen, dass Quasi-Staatsbanker, die den Hals nicht voll bekommen, unüberschaubare Risiken eingegangen sind. Das ist das Schlimme an dem ganzen Desaster - und fordert Konsequenzen. Die nur auf eines hinauslaufen können: Ein Verbot von hoch spekulativen Geschäften.
Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Thilo Boss)