Lausitzer Rundschau: Armut in Deutschland Das Armutszeugnis
Archivmeldung vom 06.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas aus anderen Erhebungen schon hinreichend deutlich wurde, ist jetzt auch mit dem Europasiegel amtlich: Es gibt bei uns eine große Zahl von Menschen, die mit viel weniger Geld zurecht kommen müssen als der Durchschnittsbürger. Da mag sich nun der eine oder andere damit trösten, dass es anderswo in Europa noch schlimmer aussieht.
Aber der Vergleich mit anderen Ländern hilft
wenig bei der erschreckenden Feststellung, dass jeder achte Mensch in
unserem Lande mit der Armut kämpft.
Was sowieso eine Herausforderung für jeden sein muss, der es ernst
meint mit dem Sozialstaat, das wird zum schrillen Alarmsignal, wenn
man sich einige Befunde der Statistiker genauer ansieht. Da ist - und
dies müsste all die Familienprediger der CDU nachhaltig beschäftigen
- zunächst die Tatsache, dass etwa ein Drittel der Alleinerziehenden
und natürlich auch ihrer Kinder in diesem Land an der Armutsschwelle
lebt.
Das hat viele Gründe und dagegen muss etwas getan werden, wenn
das Reden über die Chancengleichheit nicht leeres Geschwätz sein
soll.
Dann ist da die Feststellung, dass viele Menschen nicht genug zum
Leben haben, obwohl sie arbeiten - vor allem übrigens im Osten. Jeder
fünfzehnte Vollzeitbeschäftigte in den neuen Ländern zählt inzwischen
dazu. Das ist nach immerhin acht Jahren SPD-Regierung eine Schande
für die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften. Bei den
Billiglohngruppen besteht tatsächlich dringender Handlungsbedarf.
Die Leistung wird also nur bei manchen, nicht aber bei allen
honoriert. Die Verantwortung für die nächste Generation, die notfalls
auch ein Elternteil allein trägt, ist der Gesellschaft offenkundig
ebenfalls wenig wert. So gesehen ist der Bericht über die Armut in
unserem doch insgesamt so reichen Land nichts anderes als ein
Armutszeugnis.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau