Lausitzer Rundschau: Überfällig
Archivmeldung vom 13.12.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSeit einem knappen viertel Jahr überschattet die Speer-Affäre die Regierungsarbeit der rot-roten Koalition. Ende September berichteten Zeitungen das erste Mal über seine versteckte Vaterschaft und äußerten den begründeten Verdacht, dass nicht er, sondern die Landeskasse für den Unterhalt des Kindes aufkomme. Speers Reaktion:
Er beauftragte Anwälte, die eine Berichterstattung verhindern sollten. Die Presse ließ sich nicht mundtot machen. Und so ging die quälende Polit-Tragödie weiter. Nun ist es endlich vorbei. Nachdem er sein Ministeramt schon im September aufgegeben hatte, legte Speer am Sonntagabend auch sein Landtagsmandat nieder. Der Flurschaden, den er hinterlässt, ist beträchtlich. Nicht nur für die SPD und nicht nur für die Regierungskoalition. Die ohnehin schon angekratzte Glaubwürdigkeit in die Politik wurde stark erschüttert. Wenn nun die politischen Akteure in Brandenburg aufatmen, sollten es vor allem die Parteifreunde Speers nicht bei einem Erleichterungsseufzer bewenden lassen. Sie haben Fehler gemacht, aus denen sich lernen lässt - aus denen gelernt werden sollte. Der Grundfehler: Zu lange haben Sozialdemokraten fast schon bewundernd von den überragenden strategischen Fähigkeiten ihres ehemaligen Mitstreiters gesprochen, zu lange hörte man, was Speer alles für das Land getan hätte. Auch das Wort Freundschaft war viel zu oft zu hören - als ginge es darum, einem alten Kumpel, der einen kleinen Fehler gemacht hat, schulterklopfend aus der Patsche zu helfen. Speers Parteifreunde hätten deutlich mehr Druck aufbauen und früher auf Distanz gehen müssen. Es dauerte bis Anfang Dezember, dann erst trat der Ministerpräsident auf die Bühne und tat das Richtige. Er forderte Speer auf, sein Mandat zurückzugeben. Speer selbst verabschiedet sich so, wie man es inzwischen von ihm erwartet. Seine Begründung lässt keine besonderen menschlichen Qualitäten erkennen. Als "Folge der öffentlichen Diskussion" lege er sein Mandat nieder, erklärte er am Sonntagabend. Nicht aufgrund des eigenen Fehlverhaltens. Sätze wie diese sprechen für sich. Es ist vorbei und das ist gut so.
Quelle: Lausitzer Rundschau