Neues Deutschland: zum Bericht des Wehrbeauftragten
Archivmeldung vom 26.01.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Wehrbeauftragte hat Lob verdient. Er setzt sich ein für die Soldaten und deren Familien. Doch seine Möglichkeiten sind begrenzt. Laut Sanitätsdienst der Bundeswehr meldeten sich allein im Dezember 56 Afghanistan-Heimkehrer - und 18 aus anderen Auslandseinsätzen - mit Posttraumatischen Belastungsstörungen zurück.
Im gesamten Jahr 2010 begaben sich 729 Bundeswehr-Kämpfer mit PTBS-Verdacht in ärztliche Behandlung. Wie hoch die Dunkelziffer ist? Niemand wagt sie zu schätzen. Doch jetzt gibt es ja »Charly«. Das ist ein präventives Trainingssystem. Es ist vorerst nur auf Bedürfnisse von Kampfmittelräumern ausgerichtet. Doch vielleicht kann man ja damit schon bald auch die anderen militärischen Weltenbummler psychologisch-prophylaktisch grundversorgt in den Horror eines Krieges schicken. Um solche Kampfroboter müsste sich dann der Wehrbeauftragte auch keine Sorgen mehr machen. Grausame Vision! Eine, die selbst den knallharten »Tatort« vom vergangenen Sonntag zum Unterhaltungsfilm herabstuft. Wer - wie derzeit auch Vertreter aller Bundestagsparteien - die skandalösen Vorgänge in der Bundeswehr kritisiert, sollte dabei nicht ausblenden, wer die Bundeswehr zu dieser Truppe, also zu einer Armee im Einsatz gemacht hat. Am kommenden Freitag steht im Parlament die Verlängerung des nun schon zehn Jahre währenden Afghanistan-Kriegseinsatzes an.
Quelle: Neues Deutschland